
Chantal war vier und ihr Bruder Léo zwei Jahre alt, als die Polizei ihre Mutter zum ersten Mal ins Gefängnis holte. Das war in Luanda, der Hauptstadt Angolas, im Herbst 2013. Die Mutter war fünf Jahre zuvor aus dem Kongo, wo seit über 30 Jahren ein unvorstellbar grausamer Krieg wütet und wo sie nicht nur ihre Eltern, sondern auch die ganze übrige Verwandtschaft verloren hatte, nach Angola geflüchtet. Dort kamen Chantal und Léo zur Welt. Der Grund dafür, dass die Mutter in Luanda in der Folge insgesamt fünf Mal über kürzere oder längere Zeit im Gefängnis sass, war nicht, dass sie etwas Unrechtes getan hätte. Der Grund war einzig und allein, dass sie eine Kongolesin ist. Und dass viele Menschen in Angola Menschen aus dem Kongo hassen. Und dass Nachbarn nur genug lange und genug oft über andere Menschen Schlechtes reden müssen, und dass das dann schon genügt, dass eines Nachts die Polizei in dein Haus einbricht und du die nächsten Tagen und Wochen hinter Gittern verbringst.
Die Kinder waren, während die Mutter im Gefängnis sass, gänzlich auf sich alleine gestellt. Manchmal halfen ihnen Leute, manchmal nicht. Manchmal fanden sie in einem Haus Unterschlupf, manchmal lebten sie einfach auf der Strasse, bettelten um Essen. Ausser einem Kehrichtsack besassen sie nichts, um sich in der Nacht gegen die Kälte zu schützen. In einem Land, wo Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht die Ausnahme ist, sondern die ganz „normale“, alltägliche Regel.
Chantal war fünf Jahre alt, als sie das Schlimmste erlebte, was ein Kind in diesem Alter erleben kann. Es war so schlimm, dass sie es bis heute, zehn Jahre später, noch nie jemandem erzählt hat, nicht einmal ihrer eigenen Mutter. Und es war so schlimm, dass sie noch heute immer wieder mitten in der Nacht aufwacht und zitternd und schweissgebadet im Bett liegt und sich genau so fühlt, wie sie sich damals gefühlt hatte.
In dieser Zeit war der Vater von Chantal und Léo schon längst bei einer anderen Frau. Mit dieser hatte er vier weitere Kinder und dann mit zwei weiteren Frauen noch einmal sieben weitere Kinder.
Als Chantal sieben und Léo fünf Jahre alt waren, beschloss die Mutter, mit ihren Kindern Angola zu verlassen und in Europa Schutz zu suchen. Der Landweg kam nicht in Frage, es sind bis zum Mittelmeer über 6000 Kilometer, durch Länder, wo in zahlreichen Regionen Krieg herrscht und insbesondere Flüchtlinge alltäglicher Gewalt schutzlos ausgeliefert sind. Fast ein halbes Jahr verkaufte die Mutter von früh bis spät auf dem Markt Gemüse und Früchte, bis sie das nötige Geld für einen Flug in die Schweiz beisammen hatte. Doch es war nicht genug, um beide Kinder mitzunehmen. Sie musste sich entscheiden, welches der beiden Kinder sie mitnehmen und welches sie seinem Schicksal überlassen wollte. Da für elternlose Mädchen die Gefahr, früher oder später in die Gewalt von Menschenhändlern zu geraten und sexueller Ausbeutung ausgeliefert zu sein, ungleich viel grösser ist als für Knaben, entschloss sie sich, die siebenjährige Chantal mitzunehmen und den fünfjährigen Léo einer Nachbarin zur Obhut zu überlassen.
Das Asylverfahren in der Schweiz zog sich über mehrere Jahre hinweg. Während dieser Zeit schwebten Chantal und ihre Mutter beständig zwischen der Hoffnung, in der Schweiz bleiben zu können, und der Angst, nach Angola zurückgeschafft zu werden, hin und her. Dazu kam die quälende Ungewissheit, wie es Léo ging und ob er überhaupt noch lebte.
Es kam, wie Chantal und ihre Mutter trotz aller zeitweiliger Hoffnungen es insgeheim befürchtet hatten: Ihr Asylgesuch wurde abgelehnt. Sie wurden in ein Flüchtlingsheim eingewiesen, wo ausschliesslich Asylsuchende untergebracht sind, die bereits einen negativen Entscheid bekommen haben, aber aus unterschiedlichen Gründen noch nicht in ihr früheres Heimatland ausgeschafft werden können, sei es, weil es die dortigen Zustände nicht zulassen, oder weil das betreffende Land nicht bereit ist, sie zurückzunehmen. Über 80 Männer, Frauen und Kinder leben dort auf engstem Raum, oft über Jahre hinweg, und jeden Abend, wenn sie sich zur Ruhe legen, wissen sie nicht, ob nicht schon in der gleichen Nacht Polizisten auftauchen, sie aus ihren Betten reissen und zu einem Flugzeug bringen werden, mit dem sie das Land ihrer letzten Hoffnung für immer verlassen müssen.
Und genau das geschah in dieser Nacht, vor etwa drei Jahren, Chantal war jetzt zwölf Jahre alt. Drei Polizisten kamen und rissen die Mutter und das Kind morgens um vier aus ihren Betten und führten sie in Handschellen ab, als wären sie Schwerverbrecher. Man sieht die Narben, welche die Handschellen an den Armen des Mädchens hinterlassen haben, noch heute.
Doch die drei Polizisten hatten nicht mit der Kraft einer 37jährigen Kongolesin gerechnet, die nichts mehr zu verlieren hat. Als die Polizisten sie und Chantal ins Flugzeug zu schieben versuchten, bäumte sie sich auf wie ein tödlich verwundetes Tier, es gelang den Polizisten trotz Aufbietung aller ihrer Kräfte nicht, die Mutter und das Kind in ihre Gewalt zu bringen. Als die Mutter bereits am ganzen Körper blutete, gaben die Polizisten auf. Das ist die sogenannte „Stufe 1“. Es gibt eine gesetzlich festgeschriebene Linie, welche die Polizisten in dieser Phase einer versuchten Ausschaffung von Gesetzes wegen nicht überschreiten dürfen.
Was Chantal und ihre Mutter nicht wussten: Zur gleichen Zeit, als dies geschah, befand sich Léo auf dem Weg in die Schweiz. Ein Familienvater in Angola hatte sich des verlorenen Kindes angenommen und ihm ein Flugbillett in die Schweiz bezahlt. Drei Wochen später hatte er seine Mutter und seine Schwester gefunden. Es sei, sagte Chantal, der glücklichste Tag ihres Lebens gewesen.
Seither geht das bange Warten weiter, die schlaflosen Nächte, die Erinnerungen an Dinge, an denen fünf- oder siebenjährige Kinder eigentlich zerbrechen müssten, wenn da nicht irgendeine unerklärliche Kraft wäre, die ihnen hilft, das alles zu überleben. Die Panikattacken, die Chantal noch vor einem Jahr fast täglich hatte, überfallen sie jetzt nur noch alle zwei oder drei Wochen. Geholfen hat ihr wohl auch sehr, dass sie alle Kinder und Jugendlichen im Heim so lieben. Sie ist die gute Seele für alle. Keine, auch nicht die professionellen Flüchtlingsbetreuerinnen im Heim, spürt so schnell, wenn es anderen nicht gut geht, und keine ist so schnell mit Aufmerksamkeit, Trost und Liebe zur Stelle.
Glücklicherweise hat sich ein engagierter Anwalt ihres Verfahrens angenommen, das jetzt in Form eines Wiedererwägungsgesuchs auf Asyl beim Bundesverwaltungsgericht liegt. Niemand weiss, wie lange es geht, bis der definitive Entscheid vorliegt, gegen den es dann endgültig keine Rekursmöglichkeit mehr gibt.
Letzten Dienstag war Chantal zum vierten Mal bei mir in der Deutschstunde. Da sie nun schon seit acht Jahren in der Schweiz ist und im Flüchtlingsheim täglich an einer Lerngruppe teilnimmt, sind ihre Deutschkenntnisse, was das Mündliche betrifft, hervorragend, zudem versteht sie Schweizerdeutsch problemlos. Einzig beim Lesen und Schreiben hapert es noch, da scheinen noch Blockierungen vorzuliegen, die möglicherweise mit ihren traumatischen Kindheitserlebnissen zusammenhängen. Aber sie macht Fortschritte, ihr Selbstvertrauen ist im Wachsen begriffen. Und ja, ich habe ihr auch gesagt, was für ein Genie sie ist, was für eine Sprachkünstlerin, und wie ich das bewundere und sie mich, obwohl ich ein ausgebildeter Sprachlehrer bin, bei Weitem übertreffe . Die 15Jährige beherrscht fünf Sprachen, drei davon nahezu perfekt. Lingali, eine afrikanische Ursprache. Portugiesisch, weil sie in Angola aufgewachsen ist. Französisch, die Sprache ihrer Mutter aus dem Kongo. Englisch, das sie im Internet selber gelernt hat. Deutsch, weil sie den grössten Teil ihres Lebens in der Schweiz verbracht hat. Und dann hat sie mir sogar noch gesagt, dass sie, wenn jemand Italienisch oder Spanisch spreche, fast alles verstehe.
Gestern war sie wieder bei mir, hat ein selber gemaltes Bild mitgebracht und mir geschenkt: Ein Landschaftsbild, im Vordergrund schwarze Erde, schwarze Blumen, schwarze Bäume, darüber schwarze Wolken. Im Hintergrund: Ein leuchtender gelboranger Himmel, eine riesige gelbe Sonne. Jedes Wort, die Bedeutung des Bildes zu erklären, wäre eines zu viel.
Anschliessend haben wir in ihrem speziell für anderssprachige Kinder konzipierten Deutschbuch weitergearbeitet. In einer der Übungen musste sie Fragen zu ihrer Person beantworten, Name, Alter und so weiter. Dann die Frage: „Wo bist du geboren?“ Und auf die Linie, wo andere Kinder vielleicht den Namen einer albanischen Stadt oder eines afghanischen Dorfes schreiben, hat sie geschrieben: „Auf der Strasse.“
Heute Morgen sitzen wir im Zug Richtung St. Gallen, um dann von dort nach Stein im Kanton Appenzell weiterzufahren, wo auf zehn Uhr ein Vorstellungsgespräch abgemacht ist, nachdem Chantal letzte Woche ihre Bewerbungsunterlagen für eine zweijährige Lehre als Angestellte für Gesundheit und Soziales (AGS) an das dortige Altersheim geschickt hat. Es ist das vierte Vorstellungsgespräch innerhalb der letzten zwei Wochen. Auch konnte sie schon an mehreren Stellen schnuppern. Eine Zusage aber hat sie zurzeit noch nicht. So reifeln wir mittlerweile alle paar Tage quer durch die Kantone St. Gallen und Appenzell, ich begleite sie immer und auf den Wegen und in den Zeiten zwischendurch erzählt sie mir ihr ganzes Leben. Wir sind schon ein richtig gut eingespieltes Team.
Noch bevor wir in St. Gallen ankommen, erhält Chantal auf ihrem Smartphone eine Nachricht: Lehrstelle in Stein abgesagt. Ein weiterer Hoffnungsschimmer ist zerschlagen. In St. Gallen also einfach umsteigen und wieder nachhause statt nach Stein fahren? Ich rufe im Altersheim Stein an. Ob es möglicherweise ein Missverständnis sei? Chantal hätte ja heute einen Termin für ein Vorstellungsgespräch. Es tue ihm leid, so der Mann am Apparat, aber die Heimleitung hätte heute Morgen angesichts der so zahlreichen Bewerbungen eine Vorauswahl treffen müssen. Aber wenn wir ja jetzt schon auf dem Weg seien, würde er nochmals fragen und mir so schnell wie möglich Bescheid geben. Und tatsächlich, fünf Minuten später: Es sollte ja nicht sein, dass wir vergeblich die Fahrt auf uns genommen haben. Wir sollen kommen. Was für eine Erleichterung.
Als wir das Altersheim betreten, ruft Chantal, wie überall bei unseren bisherigen Besuchen, den in ihren Rollstühlen sitzenden oder an Stöcken gehenden Menschen ihr so unbeschreiblich warmes und fröhliches „Hallo“ zu, so dass die Leute gar nicht anders können, als ihr eben noch fest verschlossenes Gesicht zu öffnen und der jungen Afrikanerin ebenso warm und fröhlich entgegenzulachen. Da kommt sie, niemand kennt sie, und wie eine Zauberfee verwandelt sie tiefe Trübseligkeit innerhalb weniger Augenblick in hellste Freude.
Am Tisch sitzen drei für die Lehrlingsausbildung zuständige Pflegefachfrauen und begutachten Chantal zunächst etwas skeptisch. Wir erfahren den Grund für die Absage heute Morgen: Sie sei vorgenommen worden aufgrund der eingereichten Schulzeugnisse. Und da in Chantals Zeugnis bei den einzelnen Fächern keine Noten stehen, sondern nur das Wort „besucht“, hätte man angenommen, ihre schulischen Leistungen seien so schlecht, dass man ihr gar keine Noten hätte geben können. Ich erkläre den drei Frauen, dass es in der Heimschule keine eigentlichen Klassen gäbe, sondern nur eine Lerngruppe mit Kindern und Jugendlichen unterschiedlichsten Alters und daher auch keine vergleichenden Prüfungen und Noten. Dass aber Chantal über hervorragende Deutschkenntnisse verfüge und weitere vier Sprachen nahezu perfekt beherrsche, zudem sehr ehrgeizig, lernfreudig und neugierig sei und beim Lernen rasch Fortschritte mache und im Flüchtlingsheim wegen ihrem fröhlichen Wesen und ihrer Fürsorglichkeit bei sämtlichen Bewohnerinnen und Bewohnern überaus beliebt sei. Die Gesichter der drei Frauen hellen sich unverkennbar nach und nach auf.
Auf die Frage, weshalb sich Chantal ausgerechnet für diesen Beruf interessiere, sagt sie, sie hätte in ihrem Leben schon so viel Schlimmes erlebt, dass sie einfach alles daran setzen möchte, andere Menschen so glücklich zu machen wie nur irgend möglich. Und wieder, wie so oft in den letzten Tagen, frage ich mich, woher diese Kraft und diese Überfülle an Liebe aus einer 15jährigen Jugendlichen kommen mag, die in ihrem Leben bisher schon so viel unvorstellbar Schlimmes erleiden musste, dass sie nicht einmal ihrer eigenen Mutter alles davon zu erzählen vermochte. Und wieder finde ich auf diese Frage keine Antwort.
Und dann sagt sie etwas, was ich ganz gewiss nie mehr in meinem ganzen Leben vergessen werde: „Ich möchte einfach diesen Menschen, bevor sie sterben, ein Lächeln mitgeben, das sie dann mitnehmen können in ihr nächstes Leben, um dieses möglichst gut zu beginnen.“ Die erste der drei Pflegefachfrauen macht sich, sichtlich gerührt, Notizen, die zweite wischt sich eine Träne aus dem Gesicht und die dritte sagt: „Du kannst nächste Woche zwei Tage zu uns schnuppern kommen, wir nehmen dich in unsere engste Auswahl.“ Für einmal ist die Menschlichkeit stärker gewesen als alles andere.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle verströmt Chantal weiterhin ihre Heiterkeit. Selbst einer Gruppe von Bauarbeitern unweit der Strasse ruft sie ihr unwiderstehliches „Hallo“ zu. Und, so etwas habe ich noch nie erlebt: Der eine von ihnen, der sich in diesem Moment wegen einer Schaufel, die er in die Hand nahm, von unseren Blicken abgewendet hat, dreht sich um, ruft „Hallo“ zurück und entschuldigt sich sogar, dass er sich gerade abgewendet und nicht sofort zurückgerufen habe.
Und so geht es weiter. Auch ein paar Kinder am Strassenrand lächeln Chantal zurück, auch ein jüngerer Mann, der stechenden Schrittes mit einer Aktenmappe unter dem Arm die Strasse überquert. Am liebsten würde ich jetzt, wenn ich genug Zeit hätte, ein ganzes Buch schreiben. Den Titel wüsste ich schon: „Die Sonne Afrikas im Appenzellerland“.
Auf dem weiteren Weg plaudert Chantal wie ein nie versiegender Bergbach weiter. Nichts hasse sie so wie den Krieg. Und nichts liebe sie so wie Menschen, die einfach so seien, wie sie am liebsten sein möchten: Homosexuelle Männer liebe sie besonders, die würden sich so elegant bewegen, aber auch alle anderen, die sich nicht von anderen unterkriegen lassen, denn niemand solle anderen vorschreiben oder dazu zwingen, wie sie zu leben hätten, das müsste jeder Mensch ganz alleine für sich selber entscheiden. Und so weiter und so vieles mehr, ein Füllhorn von 15 Jahren Lebenserfahrung, die wohl die allermeisten Menschen hierzulande nicht einmal im Alter von 90 oder 100 Jahren je auch nur annähernd erreicht haben werden und von der wir so unermesslich privilegierten Menschen so unglaublich viel lernen könnten.
Wir haben in den nächsten Tagen weitere Vorstellungsgespräche und Schnuppertermine vor uns. An fünf Orten ist Chantal mittlerweile in der engsten Auswahl. Meine anfängliche Angst hat zunehmend einem stärker werdenden Optimismus Platz gemacht. Wenn Chantal auf diesen Sommer einen Lehrvertrag hat, ist die Chance gross, dass sie, ihre Mutter und ihr Bruder dauerhaft in der Schweiz bleiben können.
Wenn nicht, könnte ein definitiv negativer Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts dazu führen, dass „Stufe 2“ in Kraft tritt. „Stufe 2“ bedeutet: Es kommen nicht nur drei Polizisten, sondern mindestens zehn. Und Chantal, Léo und ihre Mutter werden nicht in Handschellen abgeführt, sondern am ganzen Körper so gefesselt, dass selbst der stärkste Mann der Welt nicht die geringste Chance hätte, sich daraus zu befreien.
Im Jahre 2024 wurden aus der Schweiz 7205 Asylsuchende in ihre Heimatländer zurückgeschafft, ein Drittel freiwillig, zwei Drittel mit Gewalt, das waren etwa zwölf an jedem einzelnen Tag dieses Jahres. SP-Bundesrat und Justizminister Beat Jans, zuständig für die schweizerische Asylpolitik, sagte am 23. Januar 2025: „Wir sind in verschiedenen Bereichen den europäischen Ländern deutlich voraus. Wir haben in diesem Jahr 25 Prozent aller Pendenzen abbauen können. Auch die Rückkehrzahlen steigen, mit einer Rückführungsquote von annährend 60 Prozent steht die Schweiz in Europa an der Spitze. Das Staatssekretariat für Migration SEM macht eine hervorragende Arbeit. Wir sind auf dem richtigen Weg. Doch wir sind noch nicht zufrieden. Der immer noch zu grosse Pendenzenberg muss rascher abgebaut werden.“
Fragst du Leute auf der Strasse, wie viele definitiv in der Schweiz aufgenommene Flüchtlinge auf 100 Personen der einheimischen Bevölkerung kommen, nennen die meisten von ihnen Zahlen zwischen 20 und 50. Einer sagte sogar, es gäbe in der Schweiz mehr Flüchtlinge als Einheimische und das Boot sei schon längst „übervoll“. Das ist das Resultat jahrelanger systematischer fremdenfeindlicher Politpropaganda. Tatsächlich kommt in der Schweiz auf 100 Einheimische nicht einmal ein einziger anerkannter Flüchtling mit Bleiberecht. Und allen Ernstes soll das reichste Land der Welt nicht einmal das verkraften können?
Während kein Mensch davon spricht, dass in einem Land wie dem Libanon tatsächlich auf 100 Einheimische 100 Flüchtlinge kommen, Bangladesch trotz bitterer Armut im eigenen Land allein im Jahre 2024 gleichzeitig mit einem der schlimmsten Zyklone aller Zeiten, verheerenden Überschwemmungen – über fünf Millionen Menschen mussten ihre Häuser verlassen -, einem Regierungsumsturz, politischen Unruhen und mit einem Zustrom von über einer Million Flüchtlinge aus dem Bürgerkrieg im benachbarten Myanmar fertig werden musste und im Sudan in Folge des seit zwei Jahren wütenden Bürgerkriegs über zehn Millionen Menschen innerhalb der eigenen Landesgrenzen auf der Flucht sind…