Eine Frau mit Kopftuch, ein Ehepaar – sie Muslimin, er christlich geprägt –, ein SVP- und ein SP-Politiker, Mitglieder der Schulkommission, Behördenmitglieder, Fachleute und Amtsträger aus dem Jugend-, Integrations- und Sozialbereich und eine Islamwissenschaftlerin. Beste Voraussetzungen für das Montagsgespräch vom 13. Oktober zur aktuellen «Kopftuchdebatte», um das Thema von unterschiedlichsten Seiten her zu beleuchten.
Zunächst äusserten sich die Anwesenden spontan zu den Gefühlen, die der Anblick eines von Musliminnen getragenen Kopftuchs bei ihnen auslösen. «Etwas Fremdes», «Ein Kleidungsstück wie jedes andere», «Etwas, was die Integration erschwert», «Ein Zeichen für die zunehmende Islamisierung der Gesellschaft», «Das Gleiche, was auch christliche Frauen früher trugen» – dies einige der Aussagen. Die Frau mit dem Kopftuch erklärte, sie trage es aus religiöser Überzeugung. Die Muslimin ohne Kopftuch meinte dazu: «Ich finde es schön, wenn du ein Kopftuch trägst, ich selber trage es nur zu besonderen Anlässen.»
Im zweiten Teil des Abends ging Frau Hodel-Hoenes, Islamwissenschaftlerin, auf die historischen Ursprünge des Kopftuchs ein. Im Koran sei nicht explizit vom «Kopftuch» die Rede, sondern nur von «schamvoller Bedeckung» einzelner Körperteile. Das Kopftuch sieht Hodel-Hoenes aber erst dann als Problem, wenn es als Mittel von Unterdrückung oder Zwang missbraucht werde. Im Übrigen solle die Frau «tragen, was sie will».
Im Folgenden kam man auf den aktuellen Fall einer Lehrerin zu sprechen, die in Eschenbach SG trotz guter Qualifikationen wegen des Tragens eines Kopftuchs keine Stelle bekommen hat. Dieser Entscheid löste bei den meisten Anwesenden Unverständnis aus. Schliesse man eine Frau aufgrund ihrer religiösen Überzeugung von der Ausübung eines bestimmten Berufes aus, so bestrafe man sie für ihre religiöse Überzeugung, und dies widerspreche dem Ziel der Integration.
Weniger Kritik an anderen, dafür mehr Selbstkritik forderte ein junger Familienvater in der Runde. Er wundere sich immer wieder, dass sich die gleichen Leute, die sich über ein Kopftuch aufregen, nicht daran stören, wenn man überall in der Werbung und in TV-Unterhaltungsshows halbnackte Frauen sieht. Was für Werte, so frage er sich, würden denn damit vermittelt?
Dass das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Religionen und Kulturen auch zu gesellschaftlichen Konflikten führen könne, zeigte eine Diskussionsteilnehmerin mit Beispielen aus Grossbritannien auf. Vor solchen Fehlentwicklungen, so eine weitere Stimme, dürfe man gewiss nicht die Augen verschliessen, wichtig sei aber gerade deshalb das Bemühen um ein gutes, auf gegenseitiger Wertschätzung beruhendes Zusammenleben. Schliesslich könne man nicht erwarten, dass sich die Ausländerinnen und Ausländer alleine um die Integration kümmern müssten, ebenso wichtig sei, ihnen gegenüber die eigenen Türen zu öffnen und auch ein bisschen etwas von jener Gastfreundschaft, für die gerade die südlichen Länder so bekannt seien, zu pflegen.