Alt-Nationalrat Franz Steinegger kann den Klimastreiks von Schülerinnen und Schülern durchaus Sympathien entgegenbringen. Aber, gibt er zu bedenken, der wichtigste Teil komme erst noch. Jetzt ginge es nämlich darum, nicht nur Forderungen zu stellen, sondern auch praktikable Lösungsvorschläge zu präsentieren.
(Diskussionssendung «Arena» des Schweizer Fernsehens SRF1 am 15. Februar 2019)
Genau so läuft es. Hier die Jugendlichen, die in ihrer ganzen Ehrlichkeit, ihrem grenzenlosen Idealismus und in ihrer unendlichen Sehnsucht nach Gerechtigkeit am liebsten die ganze Welt auf den Kopf stellen würden. Dort die Erwachsenen, die das zwar ein bisschen bewundern, dann aber so schnell wie möglich zu Vorsicht ermahnen und den Jugendlichen auf die Schultern klopfen: Ist ja gut und recht, aber mit dem Idealismus allein kommt ihr nirgends hin, es braucht die politische Knochenarbeit und diese wiederum erfordert Geduld, Durchhaltewillen und Kompromissbereitschaft. Würden die Jugendlichen diesen Rat befolgen, dann wäre das wohl früher oder später das Ende dieses Aufbruchs, dieses Aufschreis, den wir in diesen Tagen zehntausendfach auf unseren Strassen erleben. Die Bewegung wäre versickert, vom System aufgesogen, in der täglichen parteipolitischen «Knochenarbeit» zerrieben. Gewiss braucht es auch «Realisten» und «Pragmatiker». Doch auch wenn manche dieser jungen Menschen den Weg der «Knochenarbeit» wählen, braucht es die anderen, die an ihrem unverbrüchlichen Idealismus und an ihren noch so «weltfremden» Sehnsüchten festhalten, umso mehr. Denn, wie der berühmte Urwalddoktor Albert Schweitzer sagte: «Im Jugendidealismus erschaut der Mensch die Wahrheit. Mit ihm besitzt er einen Schatz, den er gegen nichts austauschen soll.»