Eine Ladengasse in Thionville: Die unsichtbare Hand des Kapitalismus

Abendspaziergang durch Thionville (F). In einer Seitengasse des Stadtzentrums: Mindestens zwei Drittel der Geschäfte haben dichtgemacht. Entweder sieht man durch verstaubte Fensterscheiben in Berge herabgerissener Wände, Kabel, Farbkübel. Oder die Rollläden sind bis zum Boden heruntergelassen. Oder die Schaufenster sind gänzlich mit Brettern zugenagelt. Oder an den Türen hängen Plakate wie «Geschlossen», «Ladenlokal zu vermieten», «Verkaufsflächen verfügbar». Man kann den vergangenen Glanz einer schmucken Ladengasse mit einem überaus vielfältigen Angebot an Waren und Dienstleistungen nur erahnen. In vier oder fünf Jahren, wenn auch das letzte Geschäft in der Gasse geschlossen sein wird, wird ein Stadtführer seiner Touristengruppe erklären, dass hier dereinst Tausende Menschen von Geschäft zu Geschäft flanierten, Auslagen bestaunten und sich im einen oder anderen Café zum gemütlichen Schwatz niederliessen…

Hat jemals ein Bürgermeister, ein Stadtarchitekt, ein Städteplaner oder die davon betroffenen Häuserbesitzer, Geschäftsführer, Verkäuferinnen, Verkäufer oder die Kundschaft eines Tages beschlossen, dieser Ladengasse den Garaus zu machen? Natürlich nicht. Es ist alles von «selbst» so gekommen. Aber was heisst das: von «selbst»? Es ist die Macht des Geldes. Der Sog nach immer mehr und immer grösser und immer billiger. Kurz: die unsichtbare Hand des Kapitalismus. Schon längst hat der Mensch das Ruder aus der Hand gegeben, nicht nur was einst blühende Ladengeschäfte in unseren Grossstädten betrifft. Auch was den Verkehr betrifft. Auch was die weltweit fluktuierenden Finanzströme betrifft. Auch was die weltweiten Daten- und Informationsnetze betrifft. Der Mensch hat das Ruder aus der Hand gegeben im Vertrauen, dass es etwas Besseres und «Höheres» gibt als den menschlichen Verstand, nämlich den Freien Markt. Und dass alles, wenn man nur so viel als möglich diesem Freien Markt überlässt, am Ende ganz bestimmt gut herauskommt. Ich bezweifle, ob die ehemaligen Ladenbesitzer in Thionville, die Verkäuferinnen und Verkäufer und ihre Kundschaft das auch so sehen…

Griechenland: Im Würgegriff des Kapitalismus

Aus der Parlamentswahl in Griechenland am Sonntag ist die konservativ-liberale Nea Dimokratia (ND) als klarer Sieger hervorgegangen. Neuer Ministerpräsident wird der ND-Chef Kyriakos Mitsotakis. Der bisherige Premier Alexis Tsipras musste eine deutliche Niederlage einstecken. «Heute nehmen die Griechinnen und Griechen ihre Zukunft in die Hand», sagte Mitsotakis bei der Stimmabgabe. «Morgen wird ein besserer Tag für unser Land anbrechen.»

Ein besserer Tag für unser Land. Eine neue Zukunft. Genau das Gleiche versprach auch Alexis Tsipras dem griechischen Volk vor vier Jahren und wurde mit riesigen Erwartungen vor allem seitens der benachteiligten Bevölkerungsschichten zum Premierminister gewählt. Seither sind vier bittere Jahre vergangen und nahezu alle Versprechungen, die Tsipras gemacht hatte, haben sich in Luft aufgelöst: Die finanzielle Lage der unteren Einkommensschichten, der Mittelschicht wie auch der Rentner und Rentnerinnen hat sich weiter verschlechtert, bei der Grundversorgung wurde zusätzlich gespart und die Arbeitslosenquote beträgt immer noch 18 Prozent. Nun dürstet die ausgepowerte Bevölkerung nach neuer Hoffnung, diesmal in Gestalt der Nea Demokratia und ihres Führers Kyriakos Mitsotakis, der vergangenen Sonntag zum neuen griechischen Ministerpräsidenten gewählt wurde. Doch aller Voraussicht nach werden sich auch seine Versprechungen über kurz oder lang in Luft auflösen und nach weiteren vier Jahren wird eine abermals zutiefst enttäuschte Bevölkerung wiederum einem neuen Hoffnungsträger ihre Stimme geben. Ein Spiel, das endlos weitergeht und immer tiefere Wunden hinterlassen wird – so lange wir es nicht schaffen, unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft auf eine von Grund auf neue, nichtkapitalistische Basis zu stellen, in der nicht mehr das Wohl von Banken, Börsen, Finanzinstitutionen, Vermögenden und Besitzenden an oberster Stelle steht, sondern das Wohl der ganz «gewöhnlichen» Menschen über alle Grenzen hinweg.

Härteste Arbeit trotz brütender Hitze: Das wahre Gesicht des Kapitalismus

Heute Nachmittag: über 38 Grad. Die heissesten Tage seit Jahren. Besonders krass trifft es die Strassenarbeiter. Und ganz schlimm ist es auch für die Dachdecker. «Heute Nachmittag», sagt einer von ihnen, «wird die Temperatur auf dem Dach bis zu 60 Grad ansteigen.» Doch weit und breit nichts von hitzefrei bzw. arbeitsfrei, auch nicht für ein paar wenige Stunden während der allergrössten Hitze.

Hier zeigt der Kapitalismus sein wahres Gesicht. Die Profitmaximierungsmaschine darf keinen Moment stillstehen, im allgemeinen Konkurrenzkampf aller gegen alle gibt es keine Pausen. Wer das Tempo nicht mithält, bleibt gnadenlos auf der Strecke. Dabei hat die Produktivität über die letzten Jahrzehnte um ein Vielfaches zugenommen – immer weniger Arbeiterinnen und Arbeiter erbringen eine immer grössere Leistung. Doch nichts davon scheint bei den Arbeiterinnen und Arbeitern anzukommen, sondern landet in immer grösserem Umfang in den Taschen der Reichen und Reichsten, aufgerechnet bei denen, die jetzt in klimatisierten Büros und Sitzungszimmern sitzen, während sich jene, die diesen Mehrwert und diese Profite überhaupt erst erwirtschaften, unter der brütenden Hitze mit härtester Arbeit zu Tode quälen.

Wiedereinführung der PTT?

Die Aufsichtsbehörde Postcom kritisiert monopolähnliche Zustände bei der Post. Private Anbieter wie DHL, Quickmail, FedEx usw. seien gegenüber der Post benachteiligt. Ein Beispiel seien die Postfachanlagen, bei welchen viel zu hohe Preise bezahlt werden müssten. Ebenfalls problematisch seien Briefkästen in Mehrfamilienhäusern, die häufig hinter einer Glaswand angeordnet seien und zu denen nur die Post Zutritt habe. Auch gewähre die Post Grosskunden «kombinierte Rabatte» auf leichte Briefe sowie auf schwere Sendungen und Pakete, was unfair sei, da die Konkurrenz solche Kombirabatte gar nicht anbieten könne, weil sie keine leichten Briefe spedieren dürfe.

Mir hat noch niemand den tieferen Grund für die Zerschlagung des ehemaligen Monopolbetriebs PTT erklären können. In meiner Erinnerung war die PTT ein durch und durch funktionierendes Unternehmen, mit einer ausgezeichneten flächendeckenden Grundversorgung, fairen Preisen und anständigen Löhnen. Ich sehe nichts, was sich daran seit der Liberalisierung und der Zulassung sich gegenseitig konkurrenzierender Betriebe zum Guten gewendet hätte. Dies scheint auch die grosse Mehrheit der Leserinnen und Leser obigen Artikels so zu sehen: «Einfach nur noch krank», schreibt K.W., «einen gut organisierten und funktionierenden Betrieb zu Gunsten internationaler Abzocker zu riskieren.» Für diesen Kommentar erhielt K.W. 192 Zustimmungen und nur gerade 27 Ablehnungen. Ob die Zeit wohl bald wieder reif ist für die Wiedereinführung der PTT als staatlichem Monopolbetrieb?

China: Vor Erschöpfung am Arbeitsplatz gestorben

996, das steht für neun bis neun Uhr und sechs Tage die Woche – 72 Stunden Arbeit. Das ist für viele Mitarbeitende der chinesischen Technologiefirmen die Schlagzahl. Und für manche ist sie sogar noch höher: In Shenzhen, Peking und Shanghai, den Start-up-Zentren der Volksrepublik, müsste man längst von «9106» sprechen, mit Arbeitszeiten von 9 bis 22 Uhr. Auch der freie Sonntag wird oft zum Arbeiten genutzt… Begonnen hatte die Debatte im Januar, als der Gründer eines E-Commerce-Unternehmens aus Hangzhou unter Pseudonym einen Blogbeitrag veröffentlichte: «Wenn Sie keinen Druck verspüren in ihrem Unternehmen, sollten Sie gehen, da die Firma bald bankrott sein wird.» Gegen dieses 996-Plädoyer formierte sich Protest. Im März startete eine Gruppe von Entwicklern im Netz eine Bewegung unter dem Schlagwort «996. ICU». ICU, das steht für «Intensive Care Unit», weil überarbeitete Beschäftigte auf der Intensivstation des Krankenhauses landen können. Übertrieben ist das nicht, es gab bereits Todesfälle von Angestellten, die vor Erschöpfung am Arbeitsplatz gestorben sind.

Früher schickte man die Soldaten aufs Schlachtfeld – heute schicken sie ihre Sportler, ihre Arbeiter, ihre Programmierer in den gegenseitigen globalen Vernichtungsfeldzug. Was für ein Fortschritt…

Lysistrata, Bertha von Suttner und Viola Amherd

Die Schweizer Bundesrätin Viola Amherd, erste Frau an der Spitze des eidgenössischen Militärdepartements, hat in ihrer neuen Tätigkeit bereits einige Akzente gesetzt. Insbesondere fordert sie eine separate, nicht mit anderen Vorlagen verknüpfte Volksabstimmung über die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge. Zudem plädiert sie für eine massive Steigerung der gesamten Rüstungsausgaben im Umfang von 15 Milliarden Franken. So viel Geld hat noch kein Verteidigungsminister in der Schweizer Geschichte budgetiert.

Dass Viola Amherd als erste Frau das Militärdepartment übernahm, wurde als grosser Erfolg für die politische Gleichstellung der Frauen in der Schweiz gefeiert. Doch damit sollten wir uns auf keinen Fall zufrieden geben. Denn wenn diese Frau einfach die Politik ihrer männlichen Vorgänger weiterführt und diese sogar noch auf die Spitze treibt, dann hätten wir ja genau so gut einen Mann in dieses Amt wählen können…

Lysistrata, die «Heeresauflöserin», lehnt sich in der 411 v. Chr. erstmals aufgeführten gleichnamigen Komödie von Aristophanes gegen den Peloponnesischen Krieg auf, der zu diesem Zeitpunkt bereits 20 Jahre andauert. Wütend über die Männer als Verursacher von Krieg und den damit verbundenen Leiden, bringt Lysistrata die Frauen Athens und Spartas dazu, den Frieden zu erzwingen. Unter der Führung Lysistratas besetzen die Frauen die Akropolis und verweigern sich fortan ihren Gatten sexuell. Nach einigen Verwicklungen und Rückfällen führt der Liebesentzug tatsächlich zum Erfolg – der Krieg wird beendet. Genau 2300 Jahre später veröffentlichte die Deutsche Friedensaktivistin Bertha von Suttner den pazifistischen Roman «Die Waffen nieder!», der grosses Aufsehen erregte und Bertha von Suttner zu einer der prominentesten Vertreterinnen der Friedensbewegung machte. Sie beschrieb die Schrecken des Krieges aus der Sicht einer Ehefrau und traf damit den Nerv der Gesellschaft, die zu dieser Zeit in heftigsten Diskussionen über den Militarismus und den Krieg begriffen war. Das Buch erschien in 37 Auflagen und wurde in zwölf Sprachen übersetzt. Marie Eugenie delle Grazie schrieb in ihrem Nachruf auf Bertha von Suttner: «Der Titel dieses Buches steht aber schon heute auf der ersten Seite einer neuen Weltgeschichte!»

Wo ist heute von dieser weiblichen Radikalität noch etwas zu spüren? Weshalb sind wir so brav und so angepasst geworden? Wo und warum ist der Pazifismus auf der Strecke geblieben? Weshalb nehmen an den österlichen Friedensmärschen immer weniger Menschen teil? Wo sind die Zehntausende, die anfangs 2003 auf die Strasse gingen, um gegen den drohenden Irakkrieg zu protestieren, heute, 16 Jahre später, da sich mit dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran eine möglicherweise noch viel grössere Katastrophe abzeichnet?

Lysistrata und Bertha von Suttner sind vielleicht die bekanntesten, aber längst nicht die einzigen Frauen der Geschichte, die sich gegen die Sinnlosigkeit von Kriegen engagierten. Diese Tradition hat leider mit der neuen Schweizer Bundesrätin keine Fortsetzung gefunden. Schade. Wieder einmal hat das herrschende Machtsystem eine potenzielle Widersacherin verschluckt und sogar zu einer seiner vehementesten Wortführerinnen gemacht. Wie geht es nun weiter? Was bringt den lange ersehnten Zeitenwandel? Welches sind die Forderungen des Frauenstreiktags vom 14. Juni? Streben auch die Frauen Machtpositionen nur deshalb an, um es den Männer gleichzutun? Oder besteht die Hoffnung weiter, sie würden diese Machtpositionen anstreben, um schliesslich die Macht als solche zu überwinden?

Die SBB und die neuen Hochgeschwindigkeitszüge: «Schon fast auf einem Nullniveau»

Defekte Kabelverbindungen. Mangelhafter Zustand von Treppen. Teile, die ungeschützt herumliegen. Fehlender Abstand zwischen Kabeln. Verbleichte Sitze. Fehlende Lüftungskanäle. Lose Schrauben. Fehlende Abdeckungen. Nicht funktionierende Türen. Gebrochenes Glas. Kaputte Elektronik durch Wasserschäden. Eine Tür, die bei einer Hochgeschwindigkeitstestfahrt in Osteuropa weggerissen und 700 Meter weit fortgeschleudert wurde. Und das ist noch längst nicht die ganze Mängelliste bei den von Bombardier für die SBB hergestellten FV-Dosto-Doppelstockzüge. Das komme eben nicht zuletzt daher, so der deutsche Bahnexperte Hans Leister, dass anstelle einer ausreichenden Stammbelegschaft bei Bombardier viele Leiharbeiter angestellt seien. «Und wie man das auch von Baustellen kennt: Die einen machen das kaputt, was die anderen gebaut haben.» Das bestätigt auch ein Mitarbeiter: «Die Qualität lässt zu wünschen übrig, die Fehler wiederholen sich. Die Arbeiter mit Fachkenntnissen verlassen mehr und mehr das Unternehmen oder werden entlassen. Wir, die noch verbleiben, führen uns zunehmend in unserem Berufsstolz verletzt, möchten wir doch nur beste Arbeit leisten, was aber unter diesen Bedingungen gar nicht mehr möglich ist.» Andere Mitarbeiter berichten, dass beispielsweise die unsachgemässe Materialbehandlung dazu führen könne, dass die Fahrzeuge schon nach kurzer Zeit rosteten. Schrauben würden von Hand angezogen, was zur Folge haben könne, dass sie sich später zu lösen drohten. Nicht einmal das notwendige Werkzeug werde zur Verfügung gestellt, die Arbeiter müssten zum Beispiel Bohrer, Schraubenzieher und Drehmomentschlüssel von zuhause mitbringen. «Wie», fragt sich ein Mitarbeiter, «kannst du motiviert bleiben, wenn du nicht weisst, ob du nächste Woche noch hier arbeitest oder nicht. Das Wissen nimmt immer weiter ab, sodass wir uns heute fast auf einem Nullniveau befinden. Auf lange Sicht wird es zu Sicherheitsproblemen kommen.»

(Rundschau, Schweizer Fernsehen SRF1, 15. Mai 2019)

Irgendwann musste es ja soweit kommen: Oben werden die Ansprüche immer mehr in die Höhe geschraubt – die neuen Hochgeschwindigkeitszüge sollen an technischer Leistung und an Komfort alles Bisherige übertreffen – und unten windet man die Arbeiter bis zum Geht-nicht-mehr aus, ersetzt langjährige Fachkräfte durch temporär Arbeitende und setzt vorhandenes Fachwissen leichtfertig aufs Spiel. Die Folge: Das grösste Debakel, das die SBB in ihrer 117jährigen Geschichte wohl je erleiden mussten. Doch das scheint die feinen Herren oben an der Spitze nicht aus der Ruhe zu bringen. Die Chefs von Bombardier finden immer wieder neue Erklärungen für die Mängel der Züge und für die Lieferverzögerungen über mehrere Jahre. Und auch der SBB-Chef Andreas Meyer ist zuversichtlich, dass am Ende alles gut herauskommt, er hat ja auch, mit einem Jahresgehalt von über einer Million Franken, gut lachen…

Archie Harrison Mountbatten-Windsor: 1 Million für ein Baby

Die Welt ist um ein Royal-Baby reicher. Gestern wurde der kleine Archie Harrison Mountbatten-Windsor das erste Mal von seinen stolzen Eltern Prinz Harry (34) und Herzogin Meghan (37) der Öffentlichkeit präsentiert. Doch auch wenn der royale Wonneproppen erst am Sonntag das Licht der Welt erblickt hat, kostete Archie seine Eltern schon über eine Million Franken. «The Sun» hat ausgerechnet, wie viel Geld die Schwangerschaft von Mama Meghan kostete – und kam dabei umgerechnet auf rund 914’200 Franken. Doch wie setzt sich diese atemberaubende Summe zusammen? Einen der wohl teuersten Aspekte der Schwangerschaft mussten die Royals glücklicherweise nicht ganz selbst bezahlen. Im Februar reiste die Herzogin nach New York, um mit ihren amerikanischen Freunden eine sogenannte Baby Shower, also eine Party zu Ehren des ungeborenen Kindes, zu feiern. Dort dinierten sie in den teuersten Restaurants im Big Apple und liessen es in der grössten Suite des Luxus-Hotels The Mark so richtig krachen. Die Rechnung für die eigentliche Feier, umgerechnet rund 76’000 Franken, soll allerdings Meghans beste Freundin, Tennis-Star Serena Williams (37) übernommen haben. Trotzdem soll der Kurz-Trip etwa 203’000 Franken gekostet haben….  Für die Baby-Feier reiste die sonst so Klima-bewusste Meghan stilecht im Privat-Jet an. Dafür soll eine Freundin von ihr 76’000 Franken aus eigener Tasche bezahlt haben…  Vor der Geburt des kleinen Archie zogen Meghan und Harry vom Buckingham Palast in das nahe gelegene Frogmore Castle. Dort richteten sie ein luxuriöses Kinderzimmer ein und setzten dabei voll auf Umweltfreundlichkeit. So sollen laut einem Insider Solarzellen den Strom liefern und die Wände wurden nur mit «veganer Farbe» gestrichen. Kostenpunkt: 66’200 Franken…  Auch hochschwanger war Herzogin Meghan immer perfekt gestylt. Während ihre Royal-Kollegin Herzogin Kate (37) manchmal auch auf Mode von Grossverteiler wie H&M setzt, trägt die US-Amerikanerin nur Kleider von Luxus-Designern. So kommt ein ordentliches Sümmchen zusammen. Die Umstandsmode von Dolce & Gabbana, Manolo Blahnik oder Versace soll laut «Glamour»-Magazin 509’000 Franken gekostet haben. Wenigstens wäre Meghan schon für eine zweite Schwangerschaft eingedeckt… Kurz vor der Geburt gönnten sich Meghan und Harry noch ein entspannendes Wochenende in Heckfield Place, einem Luxus-Spa in Hampshire (England). Das Fünfsterneresort bietet Massagen, Akupunktur-Sitzungen und Gesichts-Peeling. Alles für einen Spottpreis von 40’000 Franken für drei Übernachtungen… Eigentlich soll Herzogin Meghan eine Hausgeburt geplant haben. Am Sonntag Abend mussten sie und Prinz Harry aber trotzdem von Scotland-Yard-Agenten in das Portland-Spital in London gebracht werden. Die Luxus-Geburtenklinik ist beliebt bei den Reichen und Berühmten – Stars wie Victoria Beckham (45), Liz Hurley (53) oder Jools Oliver (44), die Frau von Promi-Koch Jamie (43) brachten dort ihre Kinder auf die Welt. Doch Annehmlichkeiten wie Champagner nach der Geburt oder ein Hummer-Menu kommen mit einem hohen Preis. Die eigentliche Geburt vom kleinen Archie soll 20’000 Franken gekostet haben.

Und das in einer Welt, in der jeden Tag 15’000 Kinder vor ihrem fünften Lebensjahr sterben, weil sie zu wenig zu essen oder kein Trinkwasser haben oder ihnen die minimalsten hygienischen Bedingungen fehlen…

Kündigung per SMS

Diese Woche erhielten 13 Frauen, die beim Onlinehändler Zalando in Arbon als Packerinnen tätig waren, ihre Kündigung innerhalb von fünf Tagen. Die Frauen, die für Zalando zu einem Stundenlohn von 23 Franken gearbeitet hatten, konnten es nicht fassen. Sie erhielten die Kündigung nicht in Briefform, auch nicht mündlich, sondern – per SMS! Mit einem SMS, das nicht einmal eine persönliche Anrede enthielt, sondern den einzigen Satz: «Hiermit kündigen wir Ihren Einsatz auf Freitag, den 10. Mai 2019.» Ohne Erklärung, ohne Begründung, ohne Entschuldigung, ja selbst ohne ein «Es tut uns leid, dass…»

(www.20minuten.ch)

Man stelle sich einmal vor, man würde einer Ärztin, einem Abteilungsleiter in einem Supermarkt oder einem Lehrer in dieser Form kündigen, einfach so per SMS und ohne Erklärung. Unvorstellbar! Das Beispiel zeigt, dass wir, auch wenn wir auf unsere Schweizer Demokratie noch so stolz sind, in unseren Köpfen doch immer noch zutiefst in einer Klassengesellschaft leben. In einer Klassengesellschaft, in der Packerinnen eines Onlinehändlers auf einem der untersten Ränge leben, dort, wo man mit den Menschen fast alles machen kann, was man will: sie härteste körperliche Arbeit zu Tiefstlöhnen verrichten lassen, ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, sie mit engen Zielvorgaben permanent unter zeitlichen Druck und Stress setzen und ihnen, sobald es sie nicht mehr braucht oder wenn sie der immensen Belastung nicht mehr gewachsen sind, per SMS auf die Strasse werfen.

Arbeitsverhältnisse dürfen keine Machtverhältnisse sein. Jeder und jede Beschäftigte hat den gleichen Anspruch auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen, Wertschätzung und – in letzter Konsequenz – den gleichen Lohn. Denn keine berufliche Tätigkeit kann funktionieren ohne alle anderen. Auch ein so mächtiger Konzern wie Zalando baut seinen ganzen Reichtum und seinen ganzen Erfolg auf denen auf, die ganz unten sind. Würden die Packerinnen, Fabrikarbeiterinnen und Transporteure ihren Dienst versagen, würde das ganze Unternehmen innerhalb weniger Sekunden in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Wenn schon, müssten die Packerinnen mehr verdienen als die in der Administration und auf den Chefetagen Tätigen. Denn es ist wohl um einiges anstrengender, von früh bis spät Pakete herumzuschleppen und retournierte Artikel zu reinigen, als vor einem Computer zu sitzen und Telefonanrufe zu beantworten…

Kreuzfahrtschiffe: Arbeitszeiten von 95 Stunden oder mehr

Die Arbeitsbedingungen auf den meisten Kreuzfahrtschiffen sind katastrophal: Stress, überlange Arbeitszeiten, geringer Lohn. «Im Vertrag war die Rede von 48 bis 72 Stunden pro Woche», berichtet Petru Sinescu, ehemaliger Kellner auf einem Schiff der Viking Cruises, einer Schweizer Reederei mit Sitz in Basel, «doch wir arbeiteten 95 Stunden und mehr. Man versprach mir 3000 Euro im Monat, aber auch das war nicht wahr. Ich erhielt bloss 950 Euro. Wir waren erschöpft, müde, gereizt, kein Lachen, alle waren am Rennen, von einem Ort zum andern.» (Schweizer Fernsehen SRF1, «Eco», 29. April 2019)

Das Kreuzfahrtschiff als Abbild der kapitalistischen Klassengesellschaft. Ob, auf dem Deck, sitzen die feinen Damen und Herren und lassen es sich wohl ergehen. Ihren Reichtum, der ihnen die Kreuzfahrt überhaupt erst möglich macht, verdanken sie alle, auf welchen Wegen auch immer, dem kapitalistischen Grundprinzip, wonach sich das Geld dorthin bewegt, wo es bereits in grosser Menge vorhanden ist – während es sich von den Orten, wo es bereits Mangelware ist, weiter und weiter fortbewegt. Und das ist dann eben die andere Seite der kapitalistischen Medaille: Je unverschämter die oben auf dem Deck prassen, um ihr überschüssiges Geld loszuwerden, umso schmerzvoller und erniedrigender der Alltag jener, die rund um die Uhr für das Wohl der feinen Damen und Herren besorgt sein müssen. Das zutiefst Ungerechte daran ist, dass es sich hier um eine Art doppelter Ausbeutung handelt: Zuerst schafft das kapitalistische Geldsystem und die mit ihm verknüpften Umverteilungsmechanismen eine Pyramide, auf deren obersten Etagen sich Millionen von Reichen und Reichsten tummeln, während die auf den untersten Etagen Leben nichts anderes kennen als den knallharten täglich Kampf ums nackte Überleben. Die zweite Ausbeutung besteht darin, dass diejenigen, die man beraubt hat, nun ihrerseits gezwungen sind, denen, die sie beraubten, als Sklaven zu dienen und sich die unmenschlichsten Arbeitsbedingungen gefallen lassen zu müssen. Die Arroganz der «Oberen» geht sogar so weit, dass die meisten von ihnen vermutlich noch davon überzeugt sind, dass die «Unteren» doch dankbar sein müssten, überhaupt einen Job zu haben und Geld zu verdienen, das sie die «Oberen», «grosszügigerweise» zur Verfügung stellen.