Sklavenhandel: eine historisch überwundene Epoche?

Nun ist die weltweite Bewegung gegen Symbole und Statuen früherer Rassisten und Sklavenhändler auch in der Schweiz angekommen. Allein in Zürich, so Stadtpräsidentin Corine Mauch, sollen 80 Denkmäler von Personen, die möglicherweise in den Sklavenhandel verstrickt waren, einer kritischen Überprüfung unterzogen werden.

Das ist ja alles gut und recht, wird aber kein einziges der begangenen Verbrechen wieder gut machen können. Viel wichtiger, als Statuen früherer Sklavenhändler aus der Öffentlichkeit zu verbannen, wäre es, uns zu vergegenwärtigen, dass ein grosser Teil des historischen Geschäfts mit Sklavenarbeit bis in die heutige Zeit fortgedauert hat. Man nennt sie zwar nicht mehr Sklaven oder Leibeigene, aber wo liegt der Unterschied zwischen einem „richtigen“ Sklaven des 18. Jahrhunderts und der Arbeiterin in einer Textilfabrik irgendwo in Bangladesh, die gezwungen ist, 12 bis 16 Stunden pro Tag zu arbeiten, fast ohne Pausen, unter permanentem Zeitdruck, stets unter den Blicken eines gnadenlosen Aufsehers, der auch schon mal zu physischer Gewalt greift, wenn die Arbeiterin, die er gerade im Auge hat, nicht genug schnell und sorgfältig arbeitet, diese Arbeiterin, die trotz dieser unmenschlichen Anstrengungen, die sie Tag für Tag vollbringen muss, trotzdem so wenig verdient, dass sie davon fast nicht leben kann.

Wir könnten jetzt auch von all jenen Kindern in afrikanischen Minen und Bergwerken sprechen, die schon im frühesten Alter so schwer arbeiten müssen, dass viele von ihnen keine dreissig Jahre alt werden. Wir könnten von den Arbeiterinnen und Arbeitern auf Baumwollplantagen, auf Gemüsefeldern und in Fleischfabriken sprechen, von philippinischen Hausmädchen, die jeden Abend, bevor sie todmüde ins Bett fallen, von ihrer Hausherrin zum Dank für all die geleistete Arbeit blutig geschlagen werden, von rumänischen Prostituierten in europäischen Bordellen, die Nacht für Nacht unsäglicher Gewalt ausgeliefert sind, bloss um sich und ihren Kindern das nackte Überleben zu sichern.

Wo liegt der Unterschied zwischen einem Sklaven, einer Sklavin früherer Zeiten und jener unermesslichen Zahl heute lebender Arbeiterinnen und Arbeiter, die Tag für Tag unmenschliche Leistungen vollbringen und dennoch kaum davon leben können? Eigentlich ist ja nur das Wort selber der Unterschied. Aber weil wir uns in der Illusion wiegen wollen, der Sklavenhandel sei eine historisch überwundene Epoche, sträuben wir uns dagegen, heutige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen als Sklavinnen und Sklaven zu bezeichnen. Und es ist ja nicht nur das. Der frühere Sklavenhandel und seine Verstrickungen mit historischen nordamerikanischen und europäischen Politikern und Geschäftsleuten – auch daran hat sich bis heute nichts Grundsätzliches geändert. Unzählige multinationale Konzerne erzielen auch heute noch ihre Profite aus nichts anderem als aus der Differenz zwischen den Hungerlöhnen auf den Plantagen, in den Bergwerken und Fabriken und den Preisen, welche gutbetuchte Konsumenten und Konsumenten für die dargebotenen Produkte dann bezahlen. Und abertausende Aktionäre und Aktionärinnen beteiligen sich an diesem Weltgeschäft, an dessen oberstem Ende der US-amerikanische Unternehmer und Investor Jeff Bezos mit einem Vermögen von 179 Milliarden Dollar steht und an dessen unterstem Ende das Zimmermädchen in einem griechischen Luxushotel, das soeben vor Erschöpfung gestorben ist.

Nein, die Zeit des Sklavenhandels ist nicht vorbei. Nicht die Verhältnisse haben sich geändert, nur die Worte und die Art und Weise, mit der wir versuchen, alles schönzureden. Es ist gut, in der Stadt Zürich 80 Denkmäler früherer Rassisten und Sklavenhalter kritisch zu überprüfen. Noch viel wichtiger aber wäre es, ein Wirtschaftssystem zu überwinden, das immer noch, wie eh und je, auf gnadenloser Ausbeutung und der Anhäufung exorbitanter Gewinne auf Kosten des Lebens und der Gesundheit von Milliarden von Menschen beruht.

Weltuntergang oder Geburtswehen einer neuen Zeit?

 

Man nennt sie Doomer. Es handelt sich dabei um eine wachsende Zahl junger Menschen, die davon ausgehen, dass der Weltuntergang nicht mehr aufzuhalten sei und die Menschheit sich selber auslöschen werde. Sie stellen traurige Musik, dunkle Kurzfilme und schattenhafte Bilder ins Netz. Ihre bevorzugten Themen sind der Kollaps, die Überbevölkerung, die urbane Hölle, die Dystopie, die Depression und der Suizid. Dies alles ist angesichts der gewaltigen Bedrohungen, mit denen die heutige Menschheit konfrontiert ist – von der Coronapandemie über die Klimaerwärmung bis zur Gefahr eines dritten, möglicherweise atomaren Weltkriegs -, nur zu gut zu verstehen. Und es sind nicht nur die Doomer. Unzählige weitere junge Menschen weltweit haben das Vertrauen in die Zukunft verloren, verspüren eine immense innere Leere, stürzen sich, um sich abzulenken, in Vergnügungen und Aktivitäten aller Art, bloss um darnach noch tiefer abzustürzen. Doch noch ist nichts verloren. Die Klimajugend macht es vor: Wer sich dem Kampf für eine bessere Welt hingibt, schöpft augenblicklich eine Riesenkraft, die jegliche Resignation und Hoffnungslosigkeit zu verscheuchen vermag. Und weshalb sollen den Tausenden, die bis jetzt auf die Strassen gegangen sind, nicht schon bald Millionen folgen? Alles liegt an uns selber. Ob wir es tun oder nicht. Ob wir es wollen oder nicht. Ob wir die heutige Zeit als das Ende der Menschheit betrachten oder als Anfang von etwas Neuem. Ja, es ist eine verrückte Zeit. Aber hat jemals irgendwer geglaubt, ein Zeitalter könnte zu Ende gehen und ein neues könnte beginnen, ohne dass zunächst mal alles ganz gründlich auf den Kopf gestellt würde? Sind das, was wir heute erleben, nicht die zwar äusserst schmerzvollen, zugleich aber auch äusserst hoffnungsvollen Geburtswehen einer neuen Zeit? Doch diese neue Zeit wird uns nicht einfach geschenkt. Sie muss erstritten, erkämpft, es muss um sie gerungen werden, Millimeter um Millimeter, von Land zu Land, von Kontinent zu Kontinent. Bis diese grosse Sehnsucht nach Liebe und Gerechtigkeit, die jedes Kind schon bei seiner Geburt in sich trägt, für alle Menschen Wirklichkeit geworden ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mindestlohn von 23 Franken im Kanton Genf: erst ein kleiner Schritt in die richtige Richtung

 

Es ist ja schön, gilt nun auch im Kanton Genf seit der Abstimmung vom 27. September 2020 ein Mindestlohn von 23 Franken. Und doch geht das noch viel zu wenig weit. Wenn Herr B., seines Zeichens Vermögensverwalter, am Morgen aufsteht, haben bereits Tausende von Menschen für ihn gearbeitet: der Bäcker, der das Brot gebacken hat, das Herr B. zum Frühstück isst, der Kehrichtmann, der schon frühmorgens den Abfall des Hauses abtransportiert hat, die Maurer, Malerinnen, Zimmermänner und Elektrikerinnen, die das Haus gebaut haben, in dem er wohnt, die Minenarbeiter, welche die seltenen Metalle zu Tage befördert haben, ohne die weder sein Laptop noch sein Smartphone funktionieren würden, die Fabrikarbeiter, die sein Auto zusammengebaut haben, die Textilarbeiterinnen in Bangladesh, die sein Hemd, seine Krawatte und seinen Anzug genäht haben, mit denen er heute zur Arbeit gehen wird. Und dies alles ist erst eine winzige Auswahl jener Arbeiten, die weltweit verrichtet werden müssen, damit Herr B. hier und heute seiner beruflichen Tätigkeit nachgehen kann, die ihm Monat für Monat ein stattliches Einkommen beschert und ihm jenen luxuriösen Lebensstil ermöglicht, den er und seine Familie so schätzen. Doch obwohl der Bäcker, die Textilarbeiterin, die Minenarbeiter und die Bauarbeiter das schöne Leben von Herrn B. überhaupt erst möglich machen, verdienen sie allesamt doch um ein Vielfaches weniger als er. Eigentlich müsste Herr B. fairerweise seinen Lohn mit all jenen teilen, die dazu beigetragen haben, dass er ihn verdienen konnte. Das würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass alle gleich viel verdienen würden. Ein weltweiter Einheitslohn also. Eine Idee, die auf den ersten Blick als zu utopisch oder geradezu verrückt erscheinen mag, doch wie sagte schon wieder Albert Einstein? „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd erscheint, gibt es keine Hoffnung für sie.“

Klimabewegung: Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Demokratie

 

 

Lässt sich der Klimawandel mit den gängigen Instrumenten unserer parlamentarischen Demokratie rechtzeitig stoppen oder nicht? So sehr man sich das wünschen mag: Die Realität zeigt, dass dies aller Voraussicht nach nicht der Fall zu sein scheint. Zu langsam mahlen die Mühlen der politischen Entscheidungsfindung, zu wenig Gewicht haben jene politischen Kräfte, welche die Interessen der Umwelt und unseres gemeinsamen Überlebens vertreten. Die Ungeduld der Klimajugend ist daher nur allzu gut verständlich und selbst wenn diese jungen Menschen an die Grenzen der Legalität gehen, so ist dies bloss ein winziger Tropfen auf jenen riesigen, immer grösser werdenden Stein, der in Form der zunehmenden Klimaerwärmung immer weitere Teile unseres Planeten nach und nach in Mitleidenschaft zu ziehen droht. Doch was ist die Alternative zu dieser parlamentarischen Demokratie, die offensichtlich zu träge, zu langsam und zu schwerfällig ist, um das drohende Unheil rechtzeitig abzuwenden? Wäre diese Alternative eine Art „Ökodiktatur“, wie manche Gegner der Klimabewegung befürchten? Nein, ganz im Gegenteil. Wir brauchen keine Diktatur. Was wir brauchen, ist im Gegenteil noch viel mehr Demokratie als bisher. Vor allem müsste das heutige Ungleichgewicht zwischen der Politik und der Wirtschaft aufgehoben werden. Entscheide, die unseren Alltag und damit unsere Zukunft bestimmen, werden noch immer und sogar immer mehr nicht in den demokratisch gewählten Parlamenten gefällt, sondern auf den Chefetagen multinationaler Konzerne. Was und wie viel produziert wird, wie und wo die Warenströme laufen, woher die hierfür nötige Energie gewonnen wird – all das liegt in der Macht von Firmen, Unternehmungen und Interessenverbänden, die allesamt noch immer einer kapitalistischen Wachstumslogik verhaftet sind, welche die Hauptursache für die Gefahren der Klimaerwärmung bilden, die uns alle bedrohen. Zusätzlich zu einer solchen Gewichtsverlagerung zwischen Politik und Wirtschaft müsste sich die politische Arbeit über alle Grenzen hinweg öffnen. So wie die Wirtschaft, die Waren- und die Finanzströme global vernetzt sind, so müsste sich auch die Politik global vernetzen, bis hin zu einer weltweiten Demokratisierung, in der sämtliche Bewohnerinnen und Bewohner dieses Planeten die gleichen Rechte haben und in letzter Konsequenz auch die Tiere und Pflanzen, ja selbst das Wasser, die Erde und die Luft eine Stimme haben müssten. Denn anders als zu früheren Zeiten, in denen unsere heutigen demokratischen Strukturen entstanden sind und sich noch voll und ganz auf die Interessen des jeweiligen Nationalstaats beschränkten, leben wir heute in einer Welt, wo wir nur noch alle miteinander untergehen oder aber alle miteinander überleben werden.

Klimastreiks: Auf dem Weg in eine neue Zukunft

 

Nach und nach füllt sich an diesem Freitagnachmittag, den 25. September 2020, der Helvetiaplatz in Bern. Bis zuletzt werden es über 2000 Menschen sein, die sich hier versammelt haben, um sich anschliessend quer durch die Innenstadt bis zum Waisenhausplatz zu bewegen, wo die heutige Demonstration enden wird. Gleichzeitig finden in Deutschland an rund 450 Orten Klimastreiks mit einer Beteiligung von insgesamt über 200’000 Menschen statt. Ich bin beeindruckt. Von der Professionalität, mit der die Berner Demonstration innerhalb von nur zwei Tagen organisiert worden ist. Von der Leidenschaft und der rhetorischen Brillanz sämtlicher Rednerinnen und Redner, viele von ihnen keine zwanzig Jahre alt. Von der Sachlichkeit und Wissenschaftsorientiertheit, an der, allen Anfeindungen und Spekulationen zum Trotz, unerschütterlich festgehalten wird. Von der Ernsthaftigkeit, mit der die Sorge um das Überleben der Menschheit sämtlichen anderen Themen übergeordnet wird. Von der Betroffenheit der Zuhörerinnen und Zuhörer, die den zahllosen Reden und Statements so gebannt und aufmerksam lauschen, dass man auf dem grossen, weiten Platz tatsächlich eine Stecknadel zu Boden fallen hören müsste. Und unwillkürlich sehe ich jene Bilder vor mir, die man jeweils im Fernsehen bei den Übertragungen aus dem Bundeshaus zu sehen bekommt. Dort, wo gerade ein CO2-Gesetz verabschiedet worden ist, das zuvor wohl an die zwei Jahre geradezu lustlos zwischen den Parlamentskammern, den Kommissionen und den verschiedenen Interessenverbänden hin- und hergeschoben wurde und nun keinen Teil jener Massnahmen erfüllt, die ergriffen werden müssten, um die Klimaerwärmung tatsächlich wirksam zu stoppen. Dort, wo, zumindest bei der Mehrheit der Parlamentarier und Parlamentarierinnen, nur wenig Leidenschaft für das gemeinsame Überleben der Menschheit wahrzunehmen ist, sondern man sich lieber im gegenseitigen Hickhack zwischen den Parteien die Köpfe einschlägt. Dort, wo man einander in der Regel nicht zuhört, sondern, während die einen sprechen, die anderen in der Zeitung blättern, auf ihrem Smartphone herumtippen oder mit der Sitznachbarin schwatzen. Als wären es zwei Welten. Die Welt drinnen, im Parlamentsgebäude. Und die Welt draussen, auf der Strasse und auf den Plätzen. Drinnen, da ist man immer noch den alten, fast 200 Jahre alten Gepflogenheiten des Politisierens und der Machtspiele verhaftet, den ewig gleichen Mustern endlosen Schmiedens von Kompromissen, bis auch die letzten Visionen und Träume zu Sand zerrieben sind. Draussen, da hat sich eine neue Generation auf den Weg gemacht, voller Ungeduld und voller Mut, und nicht mehr bereit, sich ihre Träume und Visionen kaputt machen zu lassen. Grösser könnte der Gegensatz nicht sein: Die drinnen leben immer noch in der Vergangenheit, als wäre die Welt in den letzten 200 Jahren stillgestanden. Die draussen leben in der Zukunft und es gibt nichts dazwischen. Was hätten jene, die noch in der Vergangenheit leben, von denen lernen können, die schon in der Zukunft angekommen sind! Hätte es einen idealeren Ort geben können als den Bundesplatz, wo Jung und Alt, wie dereinst auf dem Forum des antiken Athen, miteinander hätten ins Gespräch kommen können? Aber offensichtlich war die Zeit dafür noch nicht reif. Diejenigen, die noch in der Vergangenheit leben, wurden auf dem falschen Fuss erwischt. Und sie haben die „Störefriede“ fortgejagt, statt die riesige Chance zu nutzen, von ihnen zu lernen und die riesige Herausforderung des gemeinsamen Überlebens gemeinsam anzupacken. Und doch: Der vermeintliche „Misserfolg“ der Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen wird früher oder später zum Erfolg. Weil sie es sich zugetraut haben. Weil ihr Mut und ihre gleichzeitige Gelassenheit und Gewaltlosigkeit vorbildhaft sind. Weil sie sich gewagt haben, in der Gegenwart schon etwas zu verwirklichen, was in der Zukunft ganz selbstverständlich sind wird…

EU-Flüchtlingspolitik: kein Beitrag zu einer dauerhaften Lösung

 

Nun hat die EU-Kommission ihre lange angekündigten Reformpläne für das europäische Asylwesen präsentiert. Auch die Schweiz begrüsst die Stossrichtung des Massnahmenpakets, vor allem das „schnelle Screening an den Aussengrenzen“, einen „wirksamen Aussengrenzenschutz“ sowie eine „effiziente und konsequente Rückkehrpolitik“. Menschenrechtsorganisationen bemängeln, dass die geplante Flüchtlingspolitik zu sehr auf Abschreckung und Abschiebung fokussiert sei und sich die EU-Staaten nach wie vor weigerten, innerhalb der europäischen Länder einen Verteilschlüssel für Flüchtlinge zu vereinbaren.

(Tages-Anzeiger, 24. September 2020)

 

Weder die Aufnahme einer immer grösseren Zahl von Flüchtlingen, noch das möglichst „effiziente“ Abschieben von Flüchtlingen an den EU-Aussengrenzen ist eine dauerhafte Lösung des Flüchtlingsproblems, sondern bloss eine Bekämpfung von Symptomen. Längerfristig lässt sich das Flüchtlingsproblem nur lösen, wenn an die eigentlichen Ursachen herangegangen wird. Und diese liegen im exorbitanten Ungleichgewicht zwischen wohlhabenden Ländern auf der einen Seite sowie Ländern auf der anderen Seite, die von permanenter Armut, von Hunger, von politischer Instabilität, von Kriegen und von Naturkatastrophen betroffen sind. Dieses Ungleichgewicht zwischen reichen und armen Ländern, welches die Hauptursache sämtlicher Flüchtlingsströme bildet, ist indessen weder ein Zufall, noch hat es etwas mit Glück oder Pech zu tun, nein, die Armut der Armen ist eine unmittelbare und logische Folge des Reichtums der Reichen. Nicht nur, dass die industrialisierten Länder des Nordens seit Jahrhunderten unermessliche Gewinne erzielen durch den Import billiger Rohstoffe und den Export teurer Fertigprodukte. Auch, dass die Profite aus dem Handel mit Bodenschätzen und Rohstoffen nicht dort anfallen, wo diese Stoffe gewonnen werden, sondern in den europäischen und nordamerikanischen Konzernen, welche diese Stoffe gewinnbringend von Kontinent zu Kontinent hin- und herschieben. Auch, dass immer grössere Flächen Kulturlandes in den Ländern des Südens dazu gebraucht werden, Nahrungsmittel für die Bevölkerung der reichen Länder des Nordens zu gewinnen. Auch, dass Rüstungskonzerne, die wiederum fast ausschliesslich in den Ländern des Nordens angesiedelt sind, jene Waffen produzieren, mit denen dann in den Ländern des Südens Kriege geführt, ganze Dörfer und Städte ausradiert und die Menschen all ihrer Habseligkeiten beraubt werden. Und schliesslich auch, dass die reichen Länder infolge ihres Wohlstands, des Verkehrsaufkommens  und ihrer Konsumgewohnheiten ungleich viel mehr als die armen Länder zum CO2-Ausstoss und damit zur Klimaerwärmung beitragen, von der aber die armen Länder in Form von Dürren, Überschwemmungen und dem Ansteigen der Meeresspiegel ungleich viel unmittelbarer betroffen sind. Wenn wir also das „Flüchtlingsproblem“ dauerhaft und nachhaltig lösen wollen, dann kann uns dies nur gelingen, wenn wir diese immense Kluft zwischen den armen und den reichen Ländern verringern, faire Handelsbeziehungen aufbauen an Stelle ausbeuterischer Profitgeschäfte, auf die Produktion von Waffen und Kriegsmaterial verzichten und das dadurch gesparte Geld in zivile Aufbauprojekte und Entwicklungsprogramme investieren, nichtnachhaltige Ess- und Konsumgewohnheiten hinterfragen, die Verkehrsströme drastisch reduzieren und alle möglichen weiteren Massnahmen ergreifen, um den CO2-Ausstoss zu senken und eine weitere Erwärmung des Klimas zu stoppen. Würden wir dies alles und noch viel mehr in aller Konsequenz umsetzen, dann gäbe es schon bald keinen einzigen Menschen mehr, der versuchen würde, in einem Schlauchboot von Afrika nach Europa zu gelangen oder sich den Körper blutig zu reissen beim Versuch, an irgendeiner osteuropäischen Grenze unter einem Stacheldraht hindurchzukriechen. Denn kein Mensch verlässt freiwillig seine Heimat, wenn er dort anständig und menschenwürdig leben kann. Und es gibt keinen einzigen plausiblen Grund dafür, dass ein Kind, das in Ghana oder in Syrien geboren wurde, nicht genau das gleiche Recht auf ein menschenwürdiges Lebens haben sollte wie ein Kind, das in Dänemark oder in der Schweiz geboren wurde…

Antigone, Wilhelm Tell, Rosa Parks und die Klimabewegung auf dem Bundesplatz in Bern

 

Die Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen, die am 21. und 22. September 2020 den Berner Bundesplatz friedlich besetzten, beriefen sich bei ihrer Aktion auf das Recht auf zivilen Ungehorsam. Dieser zivile Ungehorsam sei angesichts der weltweit drohenden Klimakatastrophe höher zu gewichten als jenes Gesetz aus dem Jahre 1925, wonach politische Manifestationen auf dem Bundesplatz zur Zeit von Sessionen des National- und Bundesrates verboten sind. Die Frage des Rechts auf zivilen Ungehorsam beschäftigt die Menschen seit Jahrhunderten. Antigone, so eine uralte griechische Legende, liebte ihre beiden Brüder Polyneikes und Eteokles gleichermassen. Doch die beiden gerieten in Streit und töteten sich gegenseitig. König Kreon aber wollte nur Eteokles standesgemäss bestatten lassen. Polyneikes hingegen, der gemäss Kreon das Vaterland verraten hätte, sollte den wilden Tieren zum Frass vorgeworfen werden. Wer versuche, Polyneikes zu bestatten, der werde mit dem Tode bestraft. Doch Antigone stellte ihr eigenes Gewissen über das Gesetz und glaubte, den Göttern mehr gehorchen zu müssen als den Menschen. Sie leitete die von den Göttern vorgeschriebenen Bestattungsrituale ein, wurde aber von einem Wächter entdeckt und von Kreon ins Gefängnis geworfen. Noch heute gilt Antigone als Urbild des passiven Widerstands und zivilen Ungehorsams, unzählige Bücher und Theaterstücke wurden über ihre Geschichte verfasst. Und in der kollektiven Menschheitserinnerung ist nicht der tyrannische Kreon der Held, sondern die mutige Antigone, die es wagte, sich aufgrund ihres Gewissens den Gesetzen Kreons zu widersetzen. Auch Wilhelm Tell ist ein solches Urbild eines Menschen, der es wagte, sich gegen bestehende Gesetze aufzulehnen, indem er sich weigerte, dem auf einem Pfahl aufgesteckten Hut des Landvogts Gessler die Ehre zu erweisen. Und wie Antigone, so ist auch Wilhelm Tell als Freiheitsheld dank seiner Unerschrockenheit und seines Mutes in die Geschichte eingegangen – ganz im Gegensatz zum „Bösewicht“ Gessler. Und schliesslich wäre da noch Rosa Parks, eine 42jährige Schwarze, die sich am 1. Dezember 1955 in Montgomery weigerte, ihren Sitzplatz im Bus einem weissen Fahrgast zu überlassen, der sich auf das Gesetz berief, wonach Schwarze ihre Plätze für Weisse freigeben müssten, wenn es nicht genug Sitzplätze für alle hätte. Der Busfahrer rief daraufhin die Polizei und bestand auf ihrer Verhaftung. So wurde Parks wegen Störung der öffentlichen Ruhe festgenommen, angeklagt und zu einer Strafe von 14 Dollar verurteilt. Dieses Ereignis war der Auslöser für jene gigantische Bürgerrechtsbewegung, welche unter der Führung von Martin Luther King schliesslich die Gleichberechtigung der schwarzen mit der weissen Bevölkerung entscheidend voranbrachte. Und auch hier: In die Geschichte eingegangen ist weder jener Busfahrer noch jener weisse Fahrgast, der Rosa Parks zum Aufstehen aufrief. In die Geschichte eingegangen ist Rosa Parks, wegen ihres Mutes und ihrer Entschlossenheit, sich über Gesetze hinwegzusetzen, welche die Ungleichbehandlung von Menschen allein aufgrund ihrer Hautfarbe legalisiert hatten. Was haben die Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen auf dem Berner Bundesplatz anderes getan als Antigone, Wilhelm Tell und Rosa Parks? Auch sie haben sich gegen ein Gesetz aufgelehnt, das völlig willkürlich und ohne stichhaltige Begründung erlassen wurde und dies ausgerechnet für jenen Zeitraum, da ein Dialog zwischen gewählten Volksvertretern, Volksvertreterinnen und ausserparlamentarischen Gruppen besonders wertvoll, wichtig und fruchtbar wäre. Und so wie Antigone den Göttern mehr gehorchte als den Menschen, so folgten die Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen ihrem Gewissen mehr als einem Machtwort, das im Jahre 1925 erlassen wurde. Antigone, Wilhelm Tell und Rosa Parks zeigen, dass gesellschaftlicher Fortschritt nicht durch Anpassung und Bravheit entsteht, sondern durch Auflehnung und Widerstand gegen Regeln und Gesetze, die nicht den universellen Menschenrechten entsprechen. So viel jedenfalls können sich die Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen des Berner Bundesplatzes auf ihre Fahnen schreiben: In die Geschichte eingehen werden weder jene Politiker, die sich in gröbster Manier über das  „Treiben“ auf dem Bundesplatz ereiferten, noch die Berner Stadtregierung und all jene Bürgerinnen und Bürger, die ihrem Unmut über das „Gesindel“ vor dem Bundeshaus freien Lauf liessen. In die Geschichte eingehen werden jene paar hundert mutigen und kämpferischen Menschen, die nichts kennen ausser ihrer Stimme des Gewissens und der Sorge um eine Zukunft, die nicht nur für sie selber, sondern auch für all jene, welche die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkannt haben, lebenswert bleiben soll.

 

Besetzung des Bundesplatzes durch die Klimabewegung: Wo liegt das eigentliche Problem?

 

In der Nacht von Sonntag auf Montag errichteten mehrere hundert Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen auf dem Bundesplatz in Bern ein Zeltlager. Sie wollen sich in zivilem Ungehorsam üben, weil die Politiker den Klimaschutz zu wenig entschlossen vorantrieben. Die Reaktion der Parlamentarier und Parlamentarierinnen, die diese Woche ihre Herbstsession abhalten, lässt nicht lange auf sich warten: Insbesondere bürgerliche Parlamentarier reagierten erzürnt auf die Aktion und eine Mehrheit von National- und Ständerat fordert von der Stadt Bern die unverzügliche Räumung des Platzes.

(Tages-Anzeiger, 22. September 2020)

 

„Wir haben ein Problem“, sagt der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried. Damit hat er zweifellos recht. Nun liegt dieses Problem aber weit weniger bei der friedlichen Besetzung des Bundesplatzes durch ein paar hundert Aktivisten und Aktivistinnen als bei der Tatsache, dass eine gigantische Klimaerwärmung mit unabsehbaren Folgen für das Überleben der gesamten Menschheit auf uns zukommen wird, wenn wir nicht unverzüglich drastische Massnahmen dagegen ergreifen. Das eigentliche Hauptproblem befindet sich nicht auf dem Bundesplatz. Es befindet sich im Bundeshaus selber, wo sich die Mehrheit der Politiker und Politikerinnen nach wie vor weigern, endlich mutig und unvoreingenommen jene Gesetze zu erlassen, die das Problem der Klimaerwärmung nicht bloss wie eine heisse Kartoffel vor sich herschieben, sondern tatsächlich einer Lösung in absehbarer Zeit näherbringen. Das führt uns auch zur Frage der „Illegalität“ und der „Legalität“. In einer bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Wahrnehmung empfindet offensichtlich die Mehrheit der Bevölkerung ein Zeltlager auf dem Bundesplatz als „illegal“, während zweifellos das Abhalten einer National- und Ständeratssession etwas völlig „Legales“ ist. Der Tages-Anzeiger spricht sogar im Zusammenhang mit den Aktionen der Klimajugend von einem „Angriff auf das Zentrum der Macht“. Doch ist nicht die fehlende Entschlossenheit der Politiker und Politikern und das damit verbundene Inkaufnehmen einer tödlichen Bedrohung von Milliarden nach uns geborenen Menschen das eigentliche Illegale und der eigentliche Angriff auf das überhaupt allerhöchste Gut, nämlich das Leben? Radikal und extrem ist nicht die Klimajugend. Radikal und extrem sind all jene Wirtschaftsleute, Politiker und Politikerinnen und Machtträger des Systems, die sich immer noch weigern, die Stimmen der Jugend wahrzunehmen und von ihnen zu lernen. Schade, dass ihnen nichts Gescheiteres in den Sinn kommt, als die jungen Menschen aus ihrem Blickfeld zu verbannen und sich auf diese Weise ihres schlechten Gewissens zu entledigen. Schade, denn es wäre eine einzigartige Chance, wenn sich die Parlamentarier und Parlamentarierinnen vor und nach ihren Sitzungen auf dem Bundesplatz unter die jungen Menschen mischen und sich auf sie einlassen würden, um von ihnen zu lernen, sie hätten es bitter nötig…

Acht Herren aus Boston und das Schweizer Fernsehen: So wird die Demokratie ausgehebelt…

 

Bain & Company ist spezialisiert auf Unternehmensberatung, hat den Hauptsitz in Boston und betreibt auch ein Büro in Zürich. Bis zu acht Berater gingen während Wochen am Leutschenbach ein und aus und analysierten die Arbeitsprozesse beim Schweizer Fernsehen. Nun warten alle gespannt auf die Massnahmen, die SRF-Chefin Nathalie Wappler am kommenden 8. Oktober bekannt geben wird. Unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von Schweizer Radio und Fernsehen ist der Unmut beträchtlich. Einige befürchten, dass der eigene Unternehmensbereich weggespart werden könnte. Andere kritisieren, dass mit der Verlagerung von Sendungen und Beiträgen auf digitale Kanäle immer nur über Strukturen und kaum über Inhalte geredet werde. Dessen ungeachtet treibt Wappler das Projekt „2024“ unbeirrt voran. Ziel ist es, ein junges Publikum zu erreichen, das sich abends nicht mehr vor der Flimmerkiste niederlässt. Wappler gab im August bereits die Absetzung der Sendungen „Eco“, „Einstein Spezial“, „Sportaktuell“ und „Viva Volksmusik“ bekannt. Gleichzeitig kündigte sie an, SRF werde vermehrt mit Angeboten auf Youtube und Instagram präsent sein, mit Comedy-Beiträgen in den sozialen Medien, mit einer digitalen Wissensplattform, Podcasts, Livestreams von Sportveranstaltungen und anderem mehr. Es ist davon auszugehen, das Wappler das traditionelle Fernsehprogramm weiter ausdünnen wird. Ein Fernsehjournalist spottet, im Oktober werde Wappler die „Tagesschau“ und „10 vor 10“ liquidieren. SRF verbreite seine Informationen künftig in einminütigen Filmchen auf Tiktok.(www.msn.ch)

Weshalb haben die TV- und Radiokonsumenten und -konsumentinnen am 4. März 2018 überhaupt über die No-Billag-Initiative abgestimmt? Über 71 Prozent der Stimmenden verwarfen diese Initiative und bekannten sich damit zur geltenden Gebührenordnung, um weiterhin ein qualitativ hochstehendes TV- und Radioprogramm sicherzustellen. Und nun gehen acht Berater eines US-amerikanischen Instituts ein paar Wochen lang durch die Studios des Schweizer Fernsehens ein und aus und stellen alles auf den Kopf. So wird Demokratie ausgehebelt. Wann gelangen wir endlich an den Punkt, nicht alles bloss an den Einschaltquoten zu messen? Eine Demokratie lebt nicht nur von der Mehrheit, sondern ganz besonders auch von den Minderheiten. Auch eine Sendung mit „nur“ 150’000 Zusehenden hat – vorausgesetzt, sie ist qualitativ gut – ihre Berechtigung. 150’000 Menschen, die sich ein Wirtschaftsmagazin wie „Eco“ oder die naturwissenschaftliche Sendung „Einstein Spezial“ anschauen, können eine ungleich viel grössere gesellschaftliche Wirkung entfalten als eine halbe Million Menschen, die sich eine Schlagersendung oder einen Quiz zu Gemüte führen, bei dem der Sieger oder die Siegerin 100’000 Franken gewinnen kann. Gesellschaftliche und soziale Veränderungen sind noch nie von Mehrheiten ausgegangen, sondern stets nur von Minderheiten. Sie zu schützen, ihnen die notwendigen Räume und Plattformen zu bieten sowie die hierfür notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen: das wäre das höchste Gut der Demokratie. Hoffentlich vermag sich diese Einsicht noch rechtzeitig durchzusetzen, bevor die Herren aus Boston alles plattgewalzt haben…

 

                                   

Arbeit als Selbstverwirklichung und Arbeit als gesellschaftliche Notwendigkeit: Alles auf alle gerecht verteilen

 

„Die Hoffnung besteht darin, dass wir durch eine sehr starke Veränderung des Bildungssystems die Heranwachsenden dazu befähigen, so viel wie möglich aus ihrem Leben zu machen, und zwar nicht einzig unter der Frage, ob das Ganze für Geld entlohnt wird. Das heisst, dass wir aufgrund des Strukturumbruchs allmählich von einer Gesellschaft, in der der grösste Teil der erwachsenen Bevölkerung einer Lohnarbeit nachgeht, in eine Gesellschaft kommen, in der sehr viele Menschen keiner Lohnarbeit nachgehen.“

(Richard David Precht, Philosoph, in: NZZ am Sonntag, 20. September 2020)

 

Was für eine schöne Idee: Alle Menschen machen das Beste aus ihrem Leben, verwirklichen ihre Zukunftsträume, verrichten nur noch Arbeiten, die ihnen Freude und Spass machen. Doch das Ganze hat einen grossen Haken: Wer krümmt dann noch seinen Rücken über dem Feld, um das Gemüse für unseren täglichen Nahrungsbedarf zu decken? Wer steht dann noch an den Fliessbändern in den Fabriken? Wer putzt im Zug, in den Restaurants, in den Schulen und den öffentlichen Anlagen die Toiletten? Wer kümmert sich um die Entsorgung des täglich anfallenden Abfalls? Die einfachste und gerechteste Lösung würde darin bestehen, dass jeder Mensch während der Hälfte seiner Arbeitszeit jener beruflichen Tätigkeit nachgehen könnte, in der er seine Talente und Begabungen am besten entfalten kann und welche die Voraussetzung bildet für ein reiches, erfülltes Leben. Während der anderen Hälfte seiner Arbeitszeit aber übernimmt er eine gesellschaftlich relevante Aufgabe, die man normalerweise freiwillig nicht wählen würde, die aber unabdingbare Voraussetzung ist für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft. Das wäre dann so etwas wie ein lebenslanger Zivildienst. Heute noch haben nur ein Bruchteil der Menschen das Privileg, einen Beruf ausüben zu können, in dem sie ihre Interessen und Talente voll ausleben können. Der andere Teil ist dazu verknurrt, all jene Tätigkeiten auszuüben, die übrig bleiben und die häufig unangenehm, besonders anstrengend und dennoch schlecht entlöhnt sind und erst noch kaum etwas zu tun haben mit der Verwirklichung von persönlichen Begabungen und Interessen. „Wenn man mit seiner Arbeit nicht verbunden ist“, sagt auch der bekannte Bildhauer und Architekt Ernö Rubik, der Erfinder des legendären Zauberwürfels, „ist das eine schlechte Sache.“ Ein Modell, in dem Arbeit zur persönlichen Selbstverwirklichung und Arbeit als gesellschaftliche Notwendigkeit je zur Hälfte von allen Menschen getragen würden, wäre daher nicht nur viel gerechter als die heutige Situation, sie würde auch zu einer wertvollen sozialen Durchmischung führen und zur gegenseitigen Wertschätzung zwischen den einzelnen beruflichen Tätigkeiten. Nun, das skizzierte Modell mag auf den ersten Blick völlig utopisch oder gar absurd erscheinen. Doch wie sagte schon wieder Albert Einstein? „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd erscheint, gibt es keine Hoffnung für sie.“