Abfahrt der Frauen in Cortina d’Ampezzo am 27. Januar 2024: So viele Stürze in einem einzigen Rennen gab es wohl noch selten. Zuerst Mikaela Shiffrin. Sie stürzt im oberen Streckenteil und fliegt ins Fangnetz, der Aufprall ist so heftig, dass sie zunächst regungslos liegen bleibt. Als sie wieder aufstehen kann, lässt sich das linke Bein nicht mehr belasten, sie muss mit dem Helikopter abtransportiert werden, wie zwei Wochen zuvor ihr Freund Aleksander Kilde, der in Wengen schwer gestürzt war und den Rest des Winters verpassen wird. Dann Corinne Suter. Bei der Landung nach einem hohen Sprung kann sie zwar gerade noch knapp vor den Fangnetzen abbremsen, verletzt sich dabei aber am Knie und schreit vor Schmerz laut auf. Auch sie muss ins Spital gebracht werden. Schon am Abend werden die schlimmsten Befürchtungen Tatsache: Kreuzbandriss im linken Knie, Meniskusverletzung, Saisonende. Bereits vor Jahresfrist stürzte sie in Cortina d’Ampezzo und erlitt dabei eine Gehirnerschütterung. Dann Federica Brignone. Dann Emma Aicher. Dann Priska Nufer. Und schliesslich Michelle Gisin. Sie landet in den Netzen, kann jedoch selbständig ins Ziel fahren, verspürt aber starke Schmerzen im rechten Unterschenkel und wird bei den weiteren Rennen an diesem Wochenende nicht mehr starten können. Doch dieser Freitag ist keine Ausnahme. Er passt in diese, wie ein Journalist schreibt, „seltsame Skisaison“: Reihenweise sind sie in den vergangenen Wochen infolge von Stürzen und Verletzungen ausgeschieden: Nebst Aleksander Kilde auch Petra Vlhova, Wendy Holdener, Alexis Pinturault und Marco Schwarz, um nur die Bekanntesten unter ihnen zu nennen.
Und jedes Mal, wenn wieder ein Fahrer oder eine Fahrerin ins Netz fliegt oder regungslos auf der Piste liegen bleibt, geht ein Aufschrei durch das Publikum und alle schlagen sich die Hände vor die Augen, nur um das Entsetzliche nicht sehen zu müssen. Wie scheinheilig. Man baut die Pisten genau so, dass sie Stürze förmlich provoziert, und gibt sich dann völlig überrascht, wenn tatsächlich genau das passiert, was man eigentlich hätte verhindern können, aber offensichtlich gar nicht wirklich hat verhindern wollen. „Ich habe an dieser Stelle einen Fehler gemacht“ oder „Ich habe zu wenig aufgepasst“ oder „Ich war zu wenig konzentriert“, sagen die Fahrerinnen im Interview nach dem Rennen, ganz so, als ob sie sich für irgendetwas entschuldigen oder rechtfertigen müssten und nicht der einzige wirklich ausschlaggebende Fehler darin besteht, eine solche Art von sportlichem „Wettkampf“ überhaupt zu planen und durchzuführen, bei dem jede Fahrerin und jeder Fahrer schon lange vor dem Start ganz genau weiss, dass sie oder er schon das nächste Opfer sein könnte.
Doch nicht nur Skifahrerinnen und Skirennfahrer, sondern auch Motorradfahrer, Kunstturnerinnen, Leichtathleten, Schwimmerinnen und Tennisspieler. Sie alle bezahlen mit ihrer Gesundheit, manchmal sogar mit ihrem Leben, für die Schaulust des Publikums und für jene Gewinne, die dann früher oder später in die Kassen von Sportorganisatoren, Veranstaltern, Fernsehanstalten und all jener Firmen fliessen, die dank diesem oder jenem Event ihre Profite erzielen. Und, obwohl sie alle dafür so grosse Opfer erbringen: Niemand von ihnen wird gefragt, ob sie selber all das tatsächlich auch wollen. Weder die Skirennfahrerinnen, noch die angehenden, mit brutalsten Trainingsmethoden belasteten Kunstturnerinnen von Magglingen, noch die Fahrer der Tour de France oder der Tour de Suisse, die sich über himmelhohe Berge quälen und sich auf glitschigem Kopfsteinpflaster der Gefahr von Stürzen aussetzen müssen, worauf dann wieder die scheinheilige Menge aufschreit und so tut, als wären das bloss irgendwelche dumme Zufälle oder „Fehler“, aber nicht die ganz logische Folge genau dieser Art von zu möglichst werbewirksamen Grossveranstaltungen emporgepushten „Sportveranstaltungen“, bei denen der ganz besondere, heimliche „Kick“ vermutlich eben genau darin liegt, dass jederzeit etwas ganz Entsetzliches passieren könnte.
Vor 2000 Jahren warf man, zur Belustigung der Massen, in den Amphitheatern Roms die Menschen den Löwen und Tigern zum Frass vor. Heute wirft man junge Menschen, angelockt durch Geld, Prestige, Berühmtheit und die Aussicht auf den definitiven Sieg in einem immer härter und gnadenloser werdenden gegenseitigen Konkurrenzkampf aller gegen alle einem millionenfachen Fernsehpublikum zum Frass vor, einem Publikum, das zuhause auf dem Sofa gemütlich zuschauen kann, wie sich andere zu Tode quälen und ihr Leben aufs Spiel setzen – sehr viel weiter scheinen wir in diesen 2000 Jahren nicht gekommen zu sein…
Das zutiefst Verrückte daran ist, dass durch diese Art von Wettkampf Menschen buchstäblich dazu gezwungen werden, sich gegenseitig Leid zuzufügen – obwohl sie dies wohl kaum selber wirklich wollen. Aber wenn, angetrieben durch die Aussicht auf einen Sieg, der einzelne Sportler und die einzelne Sportlerin immer mehr an die äussersten Grenzen körperlicher Belastbarkeit gehen und auch noch die letzten, allergrössten Gefahren und Risiken auf sich nehmen, dann zwingen sie, ob sie wollen oder nicht, alle ihre Konkurrentinnen und Konkurrentin dazu, dies ebenfalls zu tun oder, wenn irgend möglich, diese Grenze noch weiter hinauszuschieben. Je schneller die eine Skifahrerin auf die nächste gefährliche Kurve zurast, umso mehr steht die nächste Fahrerin unter dem Druck, noch schneller auf diese Kurve zuzurasen und damit ein noch höheres Risiko einzugehen. Je härter der eine Tennisspieler die Bälle schlägt, umso härter muss der andere sie zurückschlagen – bis die Handgelenke, die Ellbogen, die Knie oder der Rücken eines Tages einfach nicht mehr mitmachen. Je riskantere Sprünge die eine Kunstturnerin beherrscht, umso mehr sind alle anderen gezwungen, noch riskantere Sprünge einzuüben, selbst wenn sie dadurch ihren Körper dermassen überdehnen müssen, dass sie möglicherweise bleibende Schäden davontragen werden. Je länger es die eine Synchronschwimmerin unter dem Wasser aushält, umso länger müssen alle anderen Synchronschwimmerinnen es auszuhalten versuchen, bis eine von ihnen das Bewusstsein verliert – das, was mit der amerikanischen Synchronschwimmerin Anita Alvarez an den Weltmeisterschaften 2022 geschah und ihr fast das Leben gekostet hätte.
Sie alle, Skirennfahrerinnen, Radrennfahrer, Turnerinnen, Gewichtheber und Synchronschwimmerinnen und alle anderen Spitzensportlerinnen und Spitzensportler, sind Teil eines gewaltigen Experiments, von dem man eigentlich schon längst weiss, welches seine Folgen sind: zerstörte Körper bis zum Lebensende, unerträgliche Schmerzen durch übermässiges Training oder Unfälle, Depressionen, Magersucht oder der Verlust jeglichen Selbstvertrauens infolge unerbittlich sich wiederholender Rückschläge und Misserfolge trotz grenzenloser Anstrengungen über Jahre, zerplatzte Zukunftsträume, eine gestohlene Kindheit, wenn schon im Alter von vier oder fünf Jahren fünfmal pro Woche trainiert werden muss, damit überhaupt die geringste Chance besteht, je einmal zu den Besten zu gehören.
Wie viele Stürze wie diese bei der gestrigen Abfahrt in Cortina d’Ampezzo, wie viele kaputttrainierte Kunstturnerinnen, wie viele zerschundene Gelenke von Tennisspielerinnen und wie viele Massenkarambolagen von Radrennfahrern werden wohl noch nötig sein, bis auch der Spitzensport endlich wieder dorthin zurückkehren wird, wo er einmal angefangen hatte: beim Wohlergehen und bei der Gesundheit der Menschen und, vor allem, bei ihrem Recht auf Selbstbestimmung: mit dem eigenen Körper nur das zu tun, was ihm guttut und sich nicht von äusseren Interessen, Profitzwecken und der Schaulust des Publikums instrumentalisieren und missbrauchen zu lassen.
(Nachtrag am 29. Januar 2024: Auch beim Super-G der Frauen vom 28. Januar in Cortina d’Ampezzo kam es wieder zu fürchterlichen Stürzen. Die Kanadierin Valerie Grenier touchierte ein Tor und wurde richtiggehend durch die Luft geschleudert. Jasmin Flury kamen vor laufender Kamera die Tränen, weil kurz vor dem Interview auch die Norwegerin Kajsa Vickhoff gestürzt war. Sie fühle sich gerade leer, sagte Flury. Es hätte sie mehr mitgenommen, als sie gedacht hätte. Lara Gut-Behrami setzt die vielen Stürze an diesem Wochenende mit fehlender Erholung in Zusammenhang. Drei Rennen am gleichen Wochenende seien einfach zu viel. Dazu kämen Events wie die Startnummernauslosungen, so dass die Athletinnen kaum Zeit hätten, sich zu erholen.)
(Weiterer Nachtrag am 2. Februar 2024: Es sind schwer ertragbare Bilder, welche der vor drei Wochen verunfallte Skirennfahrer Aleksander Kilde in den sozialen Medien teilt. Eine tiefe, mehrere Zentimeter breite und bis auf die Knochen reichende Schnittwunde an seiner Wade. Die zweifach operierte und mit zahlreichen Stichen genähte Schulter. Nach dem medizinischen Eingriff an der Schulter hätte er Schmerzen gehabt wie noch nie in seinem ganzen Leben. Die Schmerzmittel hätten Panikattacken ausgelöst, durch die Schnittwunde an der Wade seien so viele Nerven beschädigt worden, dass er die Zehen lange nicht mehr hätte fühlen können. Die Topathleten hätten einfach ein zu brutales Programm, jeden Abend müssten sie an die Auslosung der Startnummern und dann an die Siegerehrung. Es gehe meist bis 16.30 Uhr, ehe alles erledigt sei. Und wenn man zu den Besten gehöre, dann spüre man nach dem Mammutprogramm erst recht die Erwartungen, erneut gewinnen zu müssen.)
(Noch ein Nachtrag am 2. Februar 2024: Laut einer Pressemitteilung hat der slowenische Skirennfahrer und WM-Silbermedaillengewinner von Åre (2019) bekanntgegeben, seine Karriere im Alter von 28 Jahren zu beenden. Seinen Rücktritt erklärt er mit anhaltenden physischen und psychischen Beschwerden. Er sei trotz aller Arbeit, Zeit und Energie, die er investiert habe, am Punkt angelangt, wo er nicht mehr könne. Er könne nicht mehr über die Gefühle hinwegsehen, die sein Körper ihm sende.)
(Nachtrag am 12. Februar 2024: Die Walliserin Malorie Blanc, Zweite in der Abfahrt bei den Junioren-WM Ende Januar in Frankreich, verletzt sich bei der zweiten Europacup-Abfahrt in Crans-Montana VS schwer: Nach einem Sprung gerät sie in Rücklage, kann sich nicht mehr aufrichten und stürzt ins Netz. Fazit: Kreuzband- und Aussenmeniskusriss sowie Zerrung des inneren Seitenbandes im linken Knie. Aus der Feuertaufe im Weltcup vom 16. bis 18. Februar wird nun nichts.)
(Nachtrag am 14. Februar 2024: Beim ersten Abfahrtstraining der Frauen in Crans-Montana stürzt die Rumänin Ania Monica Caill kurz nach der Ziellinie schwer, bleibt liegen und muss ins Spital von Sitten transportiert werden, wo eine Schulterverletzung diagnostiziert wird. Die Schweizer Fahrerin Jasmine Flury ärgert sich. Sie verstehe nicht, weshalb man kurz vor dem Ziel diesen Buckel aufgebaut habe, mit dem die Fahrerinnen gefährlich in die Höhe katapultiert werden. Nach dem Training zeigt sich der Pistenverantwortliche dann doch noch einsichtig und meint, Jasmin Flury hätte ja eigentlich Recht, der Sprung vor der Ziellinie mache aus sportlicher Sicht überhaupt keinen Sinn und sei nur deshalb aufgebaut worden, weil man dank ihm mehr Werbung platzieren könne. Nachdem sich auch andere Fahrerinnen über den Zustand der Piste kritisch geäussert haben, sagt OK-Vizechef Hugo Steinegger hingegen: „In diesem Winter wird sehr, sehr schnell gejammert. Einige müssen sich schon fragen, ob sie eigentlich den richtigen Job gewählt haben.“ OK-Chef Marius Robyr sagt: „Warum gleich Drama machen? Das verstehe ich nicht. Ich frage mich, ob die Frauen Angst haben vor dieser technisch schwierigen Strecke. Man muss doch dem Publikum auch ein Spektakel bieten. Und ein Sprung macht das Rennen eben attraktiver – ich sehe da kein Problem.“ Auch behauptet er, nichts sei gefährlich gewesen und es sei auch „nichts passiert“ – dies trotz des schweren Sturzes von Ania Monica Caill. Und Jean-Philippe Vuillet, der jahrelang als Renndirektor bei der FIS gearbeitet hat, sagt: „Ich glaube schon, dass die Leute, welche die Piste machen, wissen, was sie tun.“)
(Nachtrag am 25. Februar 2024: Nun hat es auch die österreichische Speed-Athletin Michelle Niederwasser erwischt: Sie kann an den nächsten Rennen in Kvitfjell, Are und Saalbach nicht teilnehmen. Seit ihrem Sturz bei der Abfahrt in Cortina d’Ampezzo hat sie so grosse Knieschmerzen, dass das Weiterführen ihrer Saison unmöglich ist. Niederwieser war eine von vielen Athletinnen, die in Cortina stürzte.)
(Nachtrag am 27. Februar 2024: Am kommenden Wochenende werden in Aspen (USA) zwei Riesenslaloms und ein Slalom durchgeführt, aus der Sicht des Slalom- und Riesenslalomspezialisten Manuel Feller sei dies geradezu „fahrlässig“ in Anbetracht dessen, dass die Kräfte einiger Fahrer gegen Saisonende „langsam aber sicher ausgehen“ und die Verletzungsgefahr durch Unfälle infolge der viel zu kurzen Regenerationszeit zwischen den einzelnen Rennen immer grösser werde. Feller verzichtet deshalb auf den Riesenslalom am Samstag und fährt nur die beiden anderen Rennen.)
(Nachtrag am 27. Februar 2024: Bei seinem fürchterlichen Lauberhorn-Sturz am 13. Januar hatte sich Aleksander Kilde schwer verletzt. Die Diagnose: tiefe Schnittwunde an der Wade und eine ausgekugelte Schulter. «Ich habe nie zuvor solche Schmerzen erlebt», sagte er wenige Tage später in einem Interview, das er aus seinem Spitalbett gab. Nach sieben Wochen im Rollstuhl macht er nun wieder die ersten Schritte. «Babyschritte. Buchstäblich», schreibt er zu einem Video, das zeigt, wie er zunächst beide Beine nacheinander vorsichtig belastet und sich dabei an einer Stange festhält, ehe er ganz vorsichtig und hochkonzentriert ein paar kleine Schritte geht – noch etwas wackelig, aber ohne sich festzuhalten. Ob er es jemals wieder zurück in den Weltcup schaffen wird, muss sich noch zeigen.)
(Nachtrag am 9. März 2024: Walter Reusser, CEO Sport bei Swiss-Ski, hat kürzlich eingeräumt, „die eine oder andere der jungen Schweizer Skirennfahrerinnen“ sei „zu früh in den Weltcup geschickt“ worden, nur weil Startplätze frei gewesen seien. „Von den Jahrgängen 1996 bis 1999“, so Reusser, „kam keine einzige Fahrerin ohne gröbere Verletzung durch.“)
„BLICK“ VOM 14. FEBRUAR 2025: AUCH IN DER SKISAISON 24/25 EIN SCHRECKEN OHNE ENDE…
Clarisse Brèche (23) startet in Saalbach (Ö) erstmals bei einer Ski-WM. Die Premiere endet bitter für die Französin. Im Riesenslalom am 13. Februar gerät sie in Rücklage und stürzt. Dabei verkantet ihr rechter Ski leicht im Schnee, sie kassiert einen Schlag aufs Knie. Und verletzt sich so schwer. Brèche zieht sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie zu. Aus dem Saisonhighlight wird das Saisonende.
Alexis Pinturault. Nicht schon wieder, denkt sich mancher Ski-Fan. Im Super-G von Kitzbühel (Ö) am 24. Januar stürzt Alexis Pinturault (33) heftig. Letztes Jahr erwischte es ihn am Lauberhorn, er brach sich die linke Hand und riss sich links das Kreuzband. Nun verletzt er sich auch auf der Streif. Der Franzose zieht sich einen Bruch des inneren Schienbeinkopfs und eine Meniskusverletzung im rechten Knie zu. Er muss rund sechs Wochen pausieren, ehe er mit der Rehabilitation beginnen kann. Die Saison ist für ihn gelaufen.
Stephanie Jenal. Im zweiten Abfahrtstraining von Garmisch-Partenkirchen (D) am 24. Januar passierts. Bei einer der vielen schnellen Kurven hat Stephanie Jenal (26) zu viel Innenlage. Sie verliert das Gleichgewicht und donnert in die Fangnetze. Die Schweizerin wird nach der Erstversorgung mit dem Helikopter ins Spital geflogen. Und bekommt dort eine bittere Diagnose: Patellasehnenriss im linken Knie. Damit ist ihre Saison wohl gelaufen.
Tereza Nova. Im gleichen Training wie Jenal erwischt es auch Tereza Nova (26). Sie prallt mit voller Wucht in die Fangnetze, wird ebenfalls mit dem Helikopter abtransportiert. Wie der tschechische Skiverband tags darauf mitteilt, erleidet sie Kopfverletzungen. Um eine Schwellung in ihrem Hirn zu reduzieren, wird Nova operiert und in ein künstliches Koma versetzt.
Felix Hacker. Das Abschlusstraining für die Abfahrt in Kitzbühel (Ö) endet für einen Einheimischen besonders bitter. Hacker (25) verletzt sich am 22. Januar ohne zu stürzen schwer. Bei der Ausfahrt des Steilhangs kassiert er einen Schlag ins Knie, bricht die Fahrt sofort unter Schmerzen ab und zeigt an, dass er Hilfe braucht. Wenig später bekommt er im Spital die brutale Diagnose Kreuzband- sowie Meniskusriss im linken Knie. Eine Operation ist nötig. Für Hacker, der zu diesem Zeitpunkt im Europacup neben der Gesamtwertung auch diejenigen in Abfahrt und Super-G anführt, endet die Saison abrupt.
Jacob Schramm. Ebenfalls im zweiten Kitzbühel-Training erwischt es Jacob Schramm (26) heftig. Der Deutsche stürzt in einer Passage nach dem Seidlalm-Sprung. In Rücklage geraten, fliegt er nahezu ungebremst ins Fangnetz. Er muss mit dem Helikopter geborgen werden. Und bekommt wenig später eine brutale Diagnose. Im rechten Knie reisst er sich beide und im linken Knie das vordere Kreuzband, zudem erleidet er eine Gehirnerschütterung. Schramms Saison ist vorbei. Er ist nach dem Schweizer Josua Mettler der zweite Athlet, der sich in diesem Winter in beiden Knien die Kreuzbänder reisst.
Jasmina Suter. «Ich habe mit Sicherheit nach dem letzten Wochenende nicht damit gerechnet», schreibt Jasmina Suter (29) auf Instagram. Was die Schweizerin damit meint? In der Abfahrt von Cortina d’Ampezzo (It) am 18. Januar verletzt sie sich den Meniskus im linken Knie. Passiert ist es nicht bei einem Sturz, sondern bei der harten Landung nach einem Sprung. Suter muss sich einer Operation unterziehen, wie lange sie ausfällt, ist offen. Trotz Rückschlag ist sie zuversichtlich. «Ich bin in den besten Händen, um stark und gesund zurückzukommen», schreibt Suter.
Blaise Giezendanner. Ohne zu stürzen verletzt sich Blaise Giezendanner (33) am 18. Januar in der Lauberhornabfahrt schwer. In Langentrejen kassiert der französische Speedspezialist einen Zwick ins Knie, bricht die Fahrt sofort ab und zeigt im Schnee liegend an, dass er Hilfe braucht. Erst wird er am Pistenrand betreut, dann mit dem Helikopter abtransportiert. Im Spital erhält er die bittere Diagnose Kreuzbandriss im rechten Knie. Die Saison ist vorbei, Giezendanner muss sich einer Operation unterziehen.
Vincent Kriechmayr. Am Lauberhorn wird Vincent Kriechmayr (33) das Ziel-S zum Verhängnis. Bei der Einfahrt wird er zusammengedrückt und stürzt heftig. Danach klagt der Österreicher über Schmerzen im Knie, das Schlimmste wird befürchtet. Stunden später ist klar, Kriechmayr hat Glück im Unglück gehabt. Diagnose: starke Zerrung des Innenbands. Und das 17 Tage vor Beginn der Heim-WM. Die Österreicher zittern um ihren Speed-Star. Der verspricht, dass er alles daran setzen wird, «bis zur WM wieder so fit wie möglich zu sein». Ob er in Saalbach tatsächlich am Start stehen wird, wird sich zeigen.
Erik Arvidsson. Schon wieder Verletzungspech für Erik Arvidsson (28). Letzte Saison stürzte er im Training vor dem später abgesagten Speed-Auftakt in Beaver Creek (USA) und riss sich das Kreuzband – Saisonende. Nun wird er auch in diesem Winter keine weiteren Rennen bestreiten. «Statt in dieser Woche beim Lauberhornrennen im Starthaus zu stehen, muss ich mich leider erneut unters Messer legen», schreibt der amerikanische Speedspezialist Mitte Januar auf Instagram. Und verrät: Sein letztes Rennen (23. in der Gröden-Abfahrt) hat er unwissentlich mit einem gerissenen Kreuzband bestritten! Die Verletzung hat er sich erneut in Beaver Creek zugezogen, als er sich im Training das Knie verdrehte. «Zu diesem Zeitpunkt vermuteten wir, dass mein vor zwölf Monaten operiertes Kreuzband etwas gereizt wurde», so Arvidsson. Doch nach der ersten Trainingsfahrt in Bormio (It) schwillt das Knie dermassen an, dass es genauer untersucht wird. Die bittere Diagnose: Das Kreuzband ist erneut gerissen. «Herzzerreissend» beschreibe nicht einmal annähernd, wie es sich anfühle, nach zwölf Monaten harter Arbeit wieder am gleichen Punkt zu sein, meint Arvidsson.
Kristin Lysdahl. Unschönes Jahresende für Kristin Lydahl (28). Die norwegische Technikerin, die seit einiger Zeit um den Anschluss an die Weltspitze kämpft, hängt beim Riesenslalom in Semmering (Ö) am 28. Dezember mit dem linken Arm an einem Tor an und bricht sich dabei die Hand. «Meine Schiene sieht aus wie eine Zuckerstange», nimmt sie es mit Humor und verspricht, bald zurück zu sein.
Gino Caviezel. Der Super-G von Bormio (It) geht am 29. Dezember nach den Stürzen in den Trainings und der Abfahrt ebenfalls nicht ohne Crash über die Bühne. Mit Startnummer 1 hängt Gino Caviezel (32) an einem Tor an, er stürzt fürchterlich und schlittert anschliessend über den San-Pietro-Sprung hinunter. Minutenlang wird er am Pistenrand gepflegt, ehe er per Helikopter abtransportiert und kurz darauf nach Zürich geflogen wird. Am Abend teilt Swiss-Ski mit: «Die ersten Untersuchungen zeigen eine Schulterluxation, welche wieder eingesetzt wurde, sowie eine komplexe Knieverletzung, die noch weiter untersucht wird.»
Simon Jocher. Ohne zu stürzen, verletzt sich Simon Jocher (28) am 28. Dezember in der Abfahrt von Bormio. Der Deutsche zieht sich eine schwere Prellung des rechten Fersenbeins zu. Nach eigenen Angaben verletzt er sich beim San-Pietro-Sprung, fährt danach aber noch ins Ziel und wird 13. «Ich habe gemerkt, er geht richtig weit», berichtet er über seinen Sprung. «Bei der Landung habe ich direkt einen Stich in der Ferse gespürt.» Wie lange er ausfällt, ist offen. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob nichts gebrochen ist.
Cyprien Sarrazin. Im zweiten Training zur Weltcup-Abfahrt in Bormio kommt Cyprien Sarrazin (30) am 27. Dezember brutal zu Fall. Kurz vor der Einfahrt ins Schlussstück der Stelvio gerät der Franzose bei einem Sprung in Rücklage und knallt aus grosser Höhe voll auf den Rücken. Danach schlittert er über die Piste und durchneidet mit seinen Ski das Sicherheitsnetz. Erst dahinter kommt er zum Liegen. Er wird mit dem Helikopter ins Spital geflogen. Die erste Diagnose: Subduralhämatom, also eine Blutansammlung zwischen den Hirnhäuten. Sarrazin wird noch gleichentags notoperiert. Danach liegt er kurzzeitig im künstlichen Koma und wird auf der Intensivstation überwacht. Einen Tag nach dem Sturz ist Sarrazin wieder bei Bewusstsein. An Neujahr gibts ein weiteres erfreuliches Update. Sarrazin kann die Intensivstation verlassen. In seinem Team stellt man sich auf eine lange Reha-Phase.
Josua Mettler. An der gleichen Stelle wie Sarrazin erwischt es im Bormio-Training mit Josua Mettler (26) auch einen Schweizer. Er prallt ins Sicherheitsnetz, bleibt zunächst einen Moment sitzen, ehe er aufsteht und selber mit den Ski Richtung Ziel runterfährt. Allerdings hat er dabei offensichtlich Schmerzen. Mettler kehrt für weitere Untersuchungen in die Schweiz zurück. Und erhält dort eine schreckliche Diagnose. Er riss sich das vordere Kreuzband, das Innenband und den Innenmeniskus – in beiden Knien! Eine Operation ist auf beiden Seiten unumgänglich. Die Saison endet für Mettler auf brutale Art und Weise.
Pietro Zazzi. Im gleichen Training wie Sarrazin und Mettler erwischts auch Pietro Zazzi (30). Der Italiener stürzt an einer anderen Stelle, verletzt sich aber ebenfalls schwer. Seine Saison ist mit einem Schien- und Wadenbeinbruch beendet.
Andrea Ellenberger. Die Schweizer Riesenslalom-Spezialistin Andrea Ellenberger (31) stürzt im Training in Obdach (Ö) am 27. Dezember schwer. Anstatt sich weiter auf das letzte Rennen des Jahres in Semmering (Ö) vorzubereiten, wird sie für weitere Untersuchungen in die Schweiz zurückgeflogen. Dort folgt die brutale Diagnose: Unterschenkel-Fraktur rechts, Kniestauchung links sowie mehrere starke Prellungen. Der Bruch wird noch gleichentags operiert, für Ellenberger steht eine mehrmonatige Rehabilitationsphase an. Die Saison ist damit gelaufen. Mitte Januar meldet sie sich mit einem kleinen Update auf Instagram. «Die Operation ist gut verlaufen, aber mein Bein braucht noch viel Ruhe und ich habe immer noch mit Schmerzen zu kämpfen», schreibt Ellenberger. Es sei eine Herausforderung,
Lisa Grill. Der 27. Dezember fordert ein weiteres Verletzungsopfer. Die Österreicherin Lisa Grill (24) stürzt beim Freifahren und zieht sich dabei einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Sie wird noch gleichentags operiert und fällt sechs bis acht Monate aus.
Alexander Schmid. Verletzungspech auch im deutschen Skiteam. Kurz vor Weihnachten macht sich Alexander Schmid (30) bei einem Sturz im Riesenslalomtraining das linke Knie kaputt. Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes sowie Verletzungen an den Menisken. Der Parallel-Weltmeister von 2023 muss operiert werden, die Saison ist vorbei.
Raphael Haaser. Mitte Dezember scheidet Raphael Haaser (27) beim Riesenslalom von Val d’Isère (Fr) aus, weil er ein Tor verpasst. Danach kann er sein Bein nicht strecken, verspürt aber keine Schmerzen. Trotzdem wird er für Untersuchungen ins Spital gebracht. Dort diagnostizieren die Ärzte eine Überdehnung des Kreuzbandes. Haaser muss sechs Wochen pausieren und zittert um die Teilnahme an der Heim-WM im Februar.
Arnaud Boisset. Am 6. Dezember fliegt Arnaud Boisset (26) in der Abfahrt von Beaver Creek (USA) heftig ab und knallt mit dem Kopf auf die Piste. Er kommt glimpflich davon, meldet sich wenig später mit blutigen Schrammen im Gesicht vom Spitalbett. Diagnose: Schwere Gehirnerschütterung und Prellungen in Gesicht und Schulterbereich. Boisset nimmt sich Zeit, um sich vom Sturz zu erholen, steht zwei Wochen später erstmals wieder auf den Ski.
Guglielmo Bosca. Einen Tag vor Boisset erwischt es Guglielmo Bosca (31) im Abfahrtstraining heftig. Der Italiener zieht sich bei seinem Sturz am 5. Dezember einen komplizierten Wadenbeinbruch zu. Seine Saison ist vorbei.
Noémie Kolly. Die Schweizer B-Kader-Fahrerin Noémie Kolly (26) stürzt am 4. Dezember im Super-G-Training. Dabei verletzt sie sich schwer am linken Knie. Ihre Saison endet mit einem Kreuzbandriss und einem Riss des Aussenbandes.
Urs Kryenbühl. Urs Kryenbühl (30) verletzt sich Anfang Dezember im ersten Abfahrtstraining von Beaver Creek (USA). Der Schweizer Speed-Spezialist kassiert einen Schlag und muss seine Fahrt abbrechen. Diagnose: Komplexe Knieverletzung und Saisonende.
Teresa Runggaldier. In der letzten Saison hat Teresa Runggaldier (25) 15 Speedrennen im Weltcup absolviert. Ihr Bestresultat: 11. in der Abfahrt von Crans-Montana VS. In diesem Winter werden keine weiteren Einsätze auf dieser Stufe dazukommen, denn die Italienerin stürzt Anfang Dezember im Training. Diagnose: Kreuzbandriss und Wadenbeinbruch. Ihre Saison endet, bevor sie richtig angefangen hat.
Sebastian Holzmann. Ein Trainingssturz wird Anfang Dezember auch Sebastian Holzmann (31) zum Verhängnis. Der deutsche Slalom-Spezialist reisst sich das Kreuzband – und wird für den Rest der Saison zum Zuschauen verdammt.
Marcel Hirscher. Mit 35 Jahren und für Holland statt Österreich startend will es Marcel Hirscher noch einmal wissen. Der achtfache Gesamtweltcupsieger kehrt fünf Jahre nach dem Rücktritt in den Weltcup zurück. Es wird ein kurzes Abenteuer. Im Sölden-Riesenslalom wird er 23., danach verpasst er im Slalom einmal die Quali für den 2. Lauf und scheidet einmal aus, ehe es zum verhängnisvollen Zwischenfall im Training kommt. Bei einem «klassischen Innenski», wie es Hirscher selber nennt, reisst er sich Anfang Dezember das Kreuzband. Ob er sich nach dieser Verletzung noch einmal in den Weltcup zurückkämpfen wird, ist offen.
Mikaela Shiffrin. Vor ihrem Heimpublikum jagt Mikaela Shiffrin (29) am 30. November in Killington (USA) den historischen 100. Weltcupsieg. Anstelle eines Happy Ends gibts das grosse Drama. Die Amerikanerin führt zwar zur Halbzeit, stürzt dann aber im 2. Lauf des Riesenslaloms. Dabei zieht sie sich – wohl mit dem Ende ihres Skistocks verursacht – ein Loch im Bauch zu. Das wird zunächst konservativ behandelt, am 12. Dezember muss sich Shiffrin dann aber einer unerwarteten Operation unterziehen. «Es stellte sich heraus, dass sich ein kleiner Hohlraum gebildet hatte, der tiefer als der Wundtrakt lag und mit alten Hämatomen gefüllt war», so Shiffrin. Ende Januar gibt sie ihr Weltcup-Comeback.
Leona Popovic. Im Slalom-Training in Killington hat sich Leona Popovic (27) eine Ruptur des medialen Meniskus am linken Knie zugezogen. Bei der notwendigen Operation wurde auch gleich das vordere, sehr dünne Kreuzband rekonstruiert. Für die kroatische Technikerin ist die Saison gelaufen.
Tommaso Sala. In der Vorbereitung auf den Slalom in Gurgl (Ö) am 24. November endet die Saison von Tommaso Sala (29). Ohne Sturz reisst sich der italienische Slalom-Spezialist das Kreuzband. «Die Saison endete leider früher als erwartet», schreibt er auf Instagram. «In diesem Jahr habe ich mich mehr denn je mit Herz und Seele darauf vorbereitet und war bereit, die Früchte zu ernten.» Dazu stellt er ein Video, das den verhängnisvollen Moment zeigt.
Manuel Feller. Manuel Feller (32) scheidet beim Slalom von Gurgl mit einem Einfädler aus. In der Folge hat der österreichische Technik-Spezialist mit Hüftproblemen zu kämpfen. Diese zwingen ihn glücklicherweise nur zu einer kurzen Pause, er muss lediglich auf den Riesenslalom in Beaver Creek verzichten. Danach greift er wieder im Weltcup an.
Christian Borgnaes. «Nicht der Start in die neue Saison, auf den ich gehofft hatte», schreibt Christian Borgnaes (28) Ende Oktober nach dem Riesenslalom von Sölden (Ö) auf Instagram. Der Däne bricht sich beim Touchieren einer Torstange die linke Hand und muss operiert werden. Die Saison ist damit nicht vorbei. Er verpasst zwar das Rennen in Beaver Creek, danach kehrt der Riesenslalom-Spezialist an den Start zurück.
Loïc Meillard. Beim Einfahren in Sölden passierts. Loïc Meillard (28) kassiert einen derart heftigen Schlag in den Rücken, dass er auf einen Start im Riesenslalom verzichten muss. Bei Untersuchungen wird in der Hülle der Bandscheibe zwischen den Wirbeln R5 und S1 ein Riss der Bandscheibe festgestellt. Drei Wochen später steht Meillard bereits wieder am Start. Der Rücken bereitet aber weiterhin Probleme. Deutlich zu sehen ist das etwa beim Slalom von Alta Badia (It) kurz vor Weihnachten. Kaum im Ziel, beugt sich Meillard vorne über, geht so in eine Schonhaltung.