Heute Nachmittag: über 38 Grad. Die heissesten Tage seit Jahren. Besonders krass trifft es die Strassenarbeiter. Und ganz schlimm ist es auch für die Dachdecker. «Heute Nachmittag», sagt einer von ihnen, «wird die Temperatur auf dem Dach bis zu 60 Grad ansteigen.» Doch weit und breit nichts von hitzefrei bzw. arbeitsfrei, auch nicht für ein paar wenige Stunden während der allergrössten Hitze.
Hier zeigt der Kapitalismus sein wahres Gesicht. Die Profitmaximierungsmaschine darf keinen Moment stillstehen, im allgemeinen Konkurrenzkampf aller gegen alle gibt es keine Pausen. Wer das Tempo nicht mithält, bleibt gnadenlos auf der Strecke. Dabei hat die Produktivität über die letzten Jahrzehnte um ein Vielfaches zugenommen – immer weniger Arbeiterinnen und Arbeiter erbringen eine immer grössere Leistung. Doch nichts davon scheint bei den Arbeiterinnen und Arbeitern anzukommen, sondern landet in immer grösserem Umfang in den Taschen der Reichen und Reichsten, aufgerechnet bei denen, die jetzt in klimatisierten Büros und Sitzungszimmern sitzen, während sich jene, die diesen Mehrwert und diese Profite überhaupt erst erwirtschaften, unter der brütenden Hitze mit härtester Arbeit zu Tode quälen.