Bei arbeitslosen Frauen und Männern ist die Häufigkeit von Suiziden ungefähr doppelt so hoch wie bei der Gesamtbevölkerung. Dies das Ergebnis einer Lausanner Studie, welche fast 20’000 Fälle von Suizid analysierte.
(SonntagZeitung, 21. Juli 2019)
Weshalb eigentlich lassen wir die Menschen um die Arbeitsplätze buhlen? Weshalb liefern wir sie einem gegenseitigen Konkurrenzkampf aus, in dem ausgerechnet immer die sowieso schon Schwächsten, welche gesellschaftliche Anerkennung am dringendsten nötig hätten, auf der Strecke bleiben? Weshalb tun wir nicht das Nächstliegende, nämlich, die insgesamt vorhandene Arbeit auf alle Menschen gleichmässig aufzuteilen – so, dass es niemanden mehr gibt, der sich mit unzähligen Überstunden zu Tode rackern muss, während andere überhaupt keine Arbeit haben und sich aus lauter Verzweiflung das Leben nehmen. Es wäre so einfach, wir brauchten nur in einen Ameisenhaufen zu schauen um zu erkennen, dass es die natürlichste Sache der Welt wäre: Keine Ameise ruht, alle arbeiten im gleichen Tempo, keine überarbeitet sich, keine verharrt untätig am gleichen Ort. Nun mag man gegen diese Idee einwenden, ein Betrieb könne, wenn er einen Elektriker brauche, ja nicht einen Gärtner anstellen. Doch auch dieses Problem lässt sich lösen – indem der Betrieb so umstrukturiert wird, dass er für den neu Eingestellten, auch wenn er nicht dem ursprünglichen Anforderungsprofil entspricht, dennoch eine sinnvolle Tätigkeit findet. Dagegen wiederum wird man einwenden, dass der Betrieb dann nicht mehr konkurrenzfähig wäre. Doch auch dieses Problem wäre lösbar, indem der Betrieb zum Beispiel für neu Eingestellte, die nicht dem ursprünglichen Anforderungsprofil entsprechen, staatliche Zuschüsse bekäme. Längerfristig wäre das aber keine befriedigende Lösung, sondern die gesamte Wirtschaft müsste so umstrukturiert werden, dass nicht mehr Profit und Konkurrenzprinzip an oberster Stelle stünden, sondern das Wohl der Menschen. Immerhin wäre dies bloss das, was sowohl die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wie auch die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unlängst gefordert haben: «Die Wirtschaft hat den Menschen zu dienen, nicht die Menschen der Wirtschaft.» Wenn doch nur die Worte von Politikern und Politikern die Kraft besässen, unverzüglich, gegen sämtliche Verwässerung und gegen sämtliche Wenn und Aber Wirklichkeit zu werden…