2,44 Billionen Dollar für Waffen: Pazifismus als einzige vernünftige Alternative

Kaum eine Woche vergeht, ohne dass irgendein Staat bekanntgibt, mehr Geld für sein Militär ausgeben zu wollen. Gemäss dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri erreichten die globalen Militärausgaben 2023 einen neuen Höchststand. Sie stiegen gegenüber dem Vorjahr um 6,8 Prozent auf rund 2440 Milliarden Dollar – es war bereits das neunte Jahr in Folge, in dem die Länder der Erde mehr Geld für ihre Verteidigung ausgaben. Spitzenreiter sind dabei die USA, sie bestritten mit 916 Milliarden Dollar 37 Prozent sämtlicher weltweiter Militärausgaben.

Gleichzeitig sind immer mehr Menschen nicht nur in den Ländern des Südens, sondern auch in den Ländern des Nordens von Armut betroffen. All das Geld, das weltweit in militärische Aufrüstung gesteckt wird, fehlt bei der Grundversorgung von Millionen von Menschen umso schmerzlicher, bei der Bereitstellung günstigen Wohnraums, bei der Wasserversorgung, bei Sozialprogrammen, im Gesundheitswesen, in der Bildung, in der Entwicklungshilfe. Jeden Tag sterben weltweit rund 10’000 Kinder vor dem Erreichen ihres fünften Lebensjahrs, weil sie nicht genug zu essen haben. “Jede Kanone, die gebaut wird”, so der frühere US-Präsident Dwight D. Eisenhower, “jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die nichts zu essen haben, frieren und keine Kleidung besitzen. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiss ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder.” Auch Albert Einstein schrieb schon vor über 70 Jahren: „Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir alle die Kräfte, die den Krieg entfesseln, für den Aufbau einsetzen würden. Ein Zehntel der Energien, ein Bruchteil des Geldes wären hinreichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen.“

Die Lösung wäre so einfach: Es bräuchte nur eine internationale Friedenskonferenz sämtlicher Regierungen, die bald einmal, wenn sie sich ernsthaft mit der Frage nach dem Überleben der Menschheit auseinandersetzen würden, unweigerlich erkennen müssten, dass sie alle nur gewinnen und dass niemand von ihnen etwas verlieren würde, wenn sie all das viel zu viele Geld, das heute für militärische Zwecke verschleudert wird, für zivile Zwecke verwenden würden. Die Einzigen, die dabei verlieren würden, wären die Rüstungskonzerne. Aber auch sie nur auf den ersten Blick. Denn es gibt unendlich viel Sinnvolleres, was man anstelle von Waffen produzieren kann: Wohnungen und Häuser, Anlagen für eine flächendeckende Versorgung mit sauberem Trinkwasser, ausreichende sanitäre Einrichtungen zur Verhinderung von ansteckenden Krankheiten, Spitäler, Geräte für medizinische Grundversorgung, intelligente und energiesparsame Verkehrssysteme, Fahrräder, Schulen, Kulturzentren, Bücher und vieles, vieles mehr. Und das würde all jene, welche ihre Produktion von militärischen auf zivile Güter umstellen würden, erst noch viel glücklicher machen, sie von schlechtem Gewissen und von schlaflosen Nächten befreien. Ja, der Pazifismus, der in der Abschaffung sämtlicher Armeen gipfeln und auf diese Weise endlich Wirklichkeit würde, ist die aktuellste Philosophie der Gegenwart und “aus der Zeit gefallen” sind einzig und allein nur jene, die das immer noch nicht begriffen haben.

Aber noch etwas müsste an dieser globalen Friedenskonferenz beschlossen werden, nämlich, der UNO eine unvergleichlich viel grössere Macht zu geben als die, über welche sie heute verfügt. Die USA müssen ihre Rolle als Weltpolizist und als Weltmacht Nummer eins, die sich einzig und allein auf das Recht des Stärkeren begründet und an die sie sich je länger je verzweifelter und mit immer gefährlicheren möglichen Folgen festklammern, endlich abgeben. Nicht an China oder irgendeine andere künftige Grossmacht, sondern an eine supranationale Organisation wie die UNO, demokratisch legitimiert und ohne ein Vetorecht irgendeines einzelnen oder einer Gruppe privilegierter Staaten. Jeder Konflikt zwischen zwei Jugendlichen, die sich auf einem Pausenplatz verprügeln, jeder Konflikt zwischen Eheleuten, die nicht mehr miteinander sprechen, und jeder Streit zwischen Nachbarn wegen bellenden Hunden in der Nacht oder Bäumen, die in die falsche Richtung wachsen, wird heute durch den Beizug von Mediatoren oder Friedensvermittlerinnen und durch gemeinsames Suchen nach Kompromissen gelöst. Nur bei den grössten, schwierigsten und gefährlichsten Konflikten, jenen zwischen Völkern oder Staaten, geht man immer noch von der irrigen Annahme aus, diese könnten von den Kontrahenten alleine und ohne Hilfe von aussen gelöst werden. Dass dies definitiv nicht funktionieren kann, müsste die Menschheit aus der viele hundert Jahre währenden Geschichte von Kriegen, bei denen es am Ende nie Gewinner, sondern immer nur Verlierer gegeben hat, eigentlich schon längst gelernt haben.

Vielleicht, und das ist trotz allem die Hoffnung, sind wir dem Punkt einer Entscheidung, die wir nicht mehr viel länger hinausschieben können, heute näher denn je. Denn es gibt nur zwei Wege. “Entweder”, so der amerikanische Bürgerrechtskämpfer Martin Luther King, “werden wir als Brüder und Schwestern miteinander überleben, oder aber als Narren miteinander untergehen.”